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Quoc Pham Night Rennradschuh

Dass man mit den Schuhen sehr gut Rennrad fährt, könnte man auch übersehen, wären da nicht die Bindungsplatten. Bild: Patrick Kunkel

Die Carbon Composite Sohle ermöglicht effizientes Pedalieren und gibt dabei vertikal keinen Millimeter nach – direkte Kraftübertragung, obwohl die Schuhe keine Ratsche haben. Die Schuhe passen sich dank dem Schnürsystem sehr gut an die Fußform an. Dickes Lob: Die Schnürsenkel lösen sich nicht, selbst nicht nach 100 Kilometern auf Tour.
Optisch ist der der Schuh von schlichter, dezenter Schönheit: klassischer Style mit hervorragend verarbeiteten Nähten, allein die Haptik sowie der Duft des Leders verströmen schon beim Öffnen des Kartons einen Eindruck von hoher Qualität – der sich dann auch unterwegs und in einem Testzeitraum von zwei Monaten eindrucksvoll untermauern ließ. Schön der für Quoc Pham typische mittige Reflexstreifen an der Ferse, der in der Dämmerung und Nachts ein kleines Plus an Sicherheit bringt.
Das Schnürsystem verdient besondere Erwähnung: Bild: Patrick Kunkel

Das Schnürsystem verdient einer ausführlichen Würdigung – es ist schlicht genial: Mit je zwei doppelten Ösen, die anatomisch sinnvoll einmal auf Höhe des Mittelfußes sowie über dem Sprungbein platziert sind, kann der Schuh zum einen passgenau geschnürt werden. Zum anderen verhindern die Doppelösen, dass sich die Schnürsenkel lösen. Gegen Ende einer 100-Kilometer-Runde musste der Testfahrer sogar anhalten – aber nicht um die Schuhe fester zu binden, sondern um die Schnürsenkel etwas zu lösen.
Carbon-Composite-Sohle mit effizienter Einstellhilfe. Bild: Patrick Kunkel

Die Carbon-Composite Sohle sorgt für effizientes Pedalieren, jedenfalls bekommt man vertikal und im runden Tritt gut Druck auf’s Pedal. Dank des Schnürsystems und des anschmiegsamen, hochwertigen Leders passt sich der Schuh perfekt an die Fußformen an, das hat aber auch eine Kehrseite, denn der Komfort sowie das Fehlen einer Ratsche gehen logischerweise auf Kosten des Seitenhaltes. In bestimmten Fahrsituationen, bei denen stärkere Scherkräfte wirken, im Wiegetritt etwa, aber auch beim Ausklicken, ist der Night Rider deutlich nachgiebiger, als Rennradschuhe mit Ratschen. Wer sonst Schuhe mit Carbonschalen fährt, merkt die Differenz nochmal deutlicher – aber dafür ist der Quoc Pham ja auch nicht gedacht. Aber unterm Strich hält der Night eine gute Balance zwischen Steifigkeit, Komfort, Leichtigkeit und eben der tollen Optik.
Reflektor an der Ferse. Bild: Patrick Kunkel

Auf langer Strecke sitzen die Schuhe stets angenehm, es drückt nichts. Die Innensohle ist sehr steif und hochwertig, sie kommt mit einer leichten Fußbettunterstützung daher und trägt sich angenehm. Die vielen Löcher im Oberschuh sorgen nicht nur für eine klassische Optik, sondern vor allem für eine perfekte Ventilation, ebenso wie die Belüftungsöffnung an der Sohle unter den Zehen. Das Handling ist hervorragend: Die Montage der Cleats geht einfach vonstatten, wobei die Skala an der Unterseite der Sohle die korrekte und schnelle Positionierung der Pedalplatten bei der Erstmontage erleichtert, vor allem aber einem Wechsel richtig sinnvoll ist – ein gut gelöstes Detail! Mit ca. 670 Gramm (Paar) sind die Schuhe sehr leicht. Der Absatz ist austauschbar, was die Nutzungsdauer durchaus erhöhen kann.
Austauschbarer Absatz. Bild: Patrick Kunkel

Fazit: Optisch herausragender, bestens verarbeiteter Traumschuh für die Liebhaber des klassischen Styles die in punkto Steifigkeit, Komfort, Leichtigkeit dennoch einen durchdachten Schuh auf Höhe der Zeit bekommen – mit einer minimalen Einschränkung beim Seitenhalt.
Quoc Pham Night – Rennradschuh
Verfügbare Modelle: Black, Pink, White, Black Leather (Testmodell), Größen: UK 5.5 – UK 12.5, Preis: 219 GBP (ca. 255 Euro) bzw. 239 GBP (ca. 278 Euro; Modell Black Leather), Gewicht: 670 Gramm (Paar); Besonderheiten:  Carbonsohle, Obermaterial: Leder bzw. Atmungsaktive Mikrofiber, 3M-Reflektorstreifen an der Ferse. austauschbarer Absatz

Entlang der Pegnitz nach Nürnberg


Die fast steigungsfreie Tour berührt viele historische Sehenswürdigkeiten und hat damit auch für Eltern viel zu bieten. Zunächst geht es zur alten Industriestadt Röthenbach, dann weiter nach Schwaig, das bereits 1369 erstmals urkundlich erwähnt wurde und ein sehenswertes Schloss mit Park zu bieten hat. In Malmsbach lohnt ein Stopp am Wasserschloss. Hinter Mögeldorf lockt der Wöhrder See, bevor das Nürnberger Stadtgebiet erreicht wird. Ein Abstecher in die historische Altstadt der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg ist geradezu ein Muss. Zurück nach Lauf geht es auf dem Fünf-Flüsse-Radweg durch eine malerische Wiesenlandschaft vorbei an Behringersdorf und Rückersdorf.

Länge der Tour

ca. 35 km

Tourcharakter

entspannte Rundtour (Tour 20) auf Talwegen ohne nennenswerte Steigungen

Geeignet für

KinderRadwandern

Etappen

1.

Start: Lauf, Pegnitzwiese (Briver Allee):
 
www.urlaub.nuernberger-land.det

Froschradweg


Der Froschradweg ist ein relativ junger Radrundweg im Land der Sorben in Nordsachse. Er führt unter anderem durch das entstehende Lausitzer Seenland, Europas größte von Menschenhand geschaffene Seenlandschaft. Schon die Nähe zum Wasser macht den Frosch-Radweg für Radreisen mit Kindern interessant. Es gibt nur kleine Steigungen und wenig schlechte Wegabschnitte.Der Rundkurs lässt sich durch diverse Abkürzungen und Abstecher prima an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen, von 150 bis 350 Kilometern ist alles möglich. Aufgrund der vielen Wälder und Seen lassen sich hier drei Wochen Sommerurlaub locker „herumkriegen“. An- und Abreisebahnhof ist Hoyerswerda, von Leipzig bequem ohne Umsteigen per S-Bahn zu erreichen.

Geeignet für

KinderRadwandernwww.radwandern-oberlausitz.de/radwege/fern_froschradweg.asp

Bornholm


„Herrlich ist das, vor allem mit Kindern“, sagt praktisch jeder, der schon mal auf Bornholm war. In winzigen Vorgärten ragen Blumen bis an die Dachrinnen. Kleine Cafés und Kunsthandwerksläden sind zwischen den Wohnhäuschen, alles Notwendige gibt’s am „Store Torv“, dem Großen Platz. Das alles ist nach Großstädter-Maßstäben ganz niedlich. Aber es ist typisch für die Hauptstadt von Bornholm, Rønne. Obwohl die ganze Insel mit 20 mal 30 Kilometern eher klein ist, lässt sich hier jede Menge Abwechslung unterbringen. Zum Beispiel im Wald der Westküste: Er ist kaum einen Kilometer breit, aber mittendrin fühlt er sich an wie der Fuß eines Gebirges: Bäche plätschern durch sattgrüne Rinnen, Kiefern wechseln mit dichtem Laubgehölz, in dem ein Bärlauchteppich intensiv nach Kräuterbutter duftet.Puppenstube, Wälder aller Art, Klippenküste, Sandstrand, Kleinstadt, Bauernland, Botanik, Berge, Weite – wofür man anderswo tagelang fährt, reichen hier 30 Kilometer am Tag. Auch einen Fahrrad-Kultort besitzt Bornholm: Klemensker ist die Heimat der berühmten Christiania-Lastenfahrräder, mit denen nicht nur dänische Kinder zum Hort chauffiert werden. Kinder freuen sich übrigens auch über Holzstände mit Erdbeeren, Kräutern oder „Nye Kartofler“ am Straßenrand. Das Geld wird in ein Kästchen gesteckt, Betrug ist nicht vorgesehen.Und selbst Mittelgebirgsgefühl kann man erleben: Am „Ritterknaegt“, dem mit 162 Metern höchsten Punkt der Insel samt Aussichtsturm. Und das Meer ist niemals weit in Bornholm. Angeblich soll es dort in der Hochsaison sogar manchmal Gedränge geben am Strand. Aber wenn es wirklich zu voll wird, steigt man einfach aufs Rad, fährt drei oder fünf Kilometer – und schon ist man in einer anderen Welt.

Länge der Tour

240 km

Tourcharakter

Die beschilderten Rad-routen sind fast komplett asphaltiert. Naturwege gibt es an der Westküste und im Wald in der Inselmitte. Jenseits des beschilderten Radroutennetzes lässt sich das Radelvergnügen dank der kaum befahrenen Landstraßen zwischen den Bauer

Geeignet für

Kinder, Radwandern

Etappen

  1. Küstenrundweg insgesamt (als Route 10 beschildert): 105 km
  2. Von Rønne an die Klippen im Norden (Route 23): 20 km
  3. Von Rønne an die Ostküste nach Nexø (Route 21): 31 km
  4. Längs durch den Almindingen-Wald (Route 22): 33 km
  5. Von Rønne zu den schönsten Stränden nach Dueodde (Teilroute 10): 30 km

www. bornholm.info/de

Istanbul Iran: Das Interview mit Marc

Beeindruckende Landschaft in Kappadokien. Foto: Marvin Beranek.

Hallo Marc, wo kommst Du her und wie alt bist Du?
Ich bin 34 Jahre alt und wohne in Köln.
War Istanbul – Teheran Deine erste lange Radreise?
Nein, aber es war erst meine zweite. Im Juni 2014 fuhr ich schon einmal von Köln nach Istanbul und zurück – sozusagen die erste Etappe. Ich wollte eigentlich von Istanbul aus nach Deutschland zurückfliegen, aber als ich in Istanbul ankam, empfand ich es irgendwie als falsch, diesen einfachen Weg zu nehmen. Also entschied ich mich umzudrehen und mit dem Rad zurück zu fahren. Am Ende hatte ich rund 6.000 km auf dem Tacho und 40.000 Höhenmeter bewältigt. Ich hatte 54 Tage im Sattel verbracht und 16 Länder durchquert, alles auf meiner ersten großen Radreise überhaupt.
Man kann also sagen, es hat Dich gepackt. Hattest Du Dich besonders auf die Reise vorbereitet?
Eigentlich habe ich mich nicht besonders auf die Reise vorbereitet, aber ich fahre sowieso jeden Tag Rad. Nach einer Weile gewöhnt sich dein Körper (und deine Beine) daran, lange Distanzen auf dem Rad zurückzulegen. An den ersten Tagen fällt es dir vielleicht noch schwerer, aber irgendwann kann man ganz locker 100 und mehr Kilometer am Tag fahren (je nach Straßenqualität, Bergen und Hitze). Das beste Training ist einfach, das Rad im Alltag für jede Strecke zu nutzen. Eduard vom „Veloküche“-Laden in Köln, ein befreundeter Mechaniker, hat mir ein wenig Reparatur-Unterricht gegeben, um zumindest kleinere, technische Probleme selbst zu lösen. Aber während meiner zwei Reisen hatte ich überhaupt kein Problem abgesehen von ein, zwei Platten. Nach meiner Erfahrung ist die größte Herausforderung einer Solo-Radreise eine psychische. Du verbringst Tag für Tag mit dir selber und deinen Gedanken. Manchmal sprichst du tagelang mit niemandem. Du musst es wirklich genießen – und aushalten – können, allein zu sein.
Zu Beginn der Reise: Kappadokien, Türkei. Foto: Marvin Beranek.

Du bist durch viele Länder gefahren, deren Sprache du nichts sprichst. Wie hast du dich verständigt?
Ich bin schon ziemlich viel in der Welt herumgekommen und es ist eigentlich in jedem Land ähnlich: Selbst wenn du nicht die Landessprache sprichst oder dort niemand Englisch spricht, kannst du immer irgendwie mit den Menschen kommunizieren. Manchmal ist die einzige Form der Kommunikation dann Zeichensprache. Das ist meistens ziemlich lustig – für beide Seiten – und führt häufig zu amüsanten Missverständnissen.In der Türkei konnten viele Englisch, manche sogar Deutsch, aber es wurde bereits in Georgien und Armenien schwieriger, weil dort kaum jemand Englisch spricht. Iran war eine besondere Erfahrung. Abseits der größeren Städte spricht kaum jemand Englisch, aber die Einheimischen sind so hilfsbereit und treten gerne mit dir in Kontakt. Sie rufen dann meist jeden an, den sie kennen, um jemanden zu finden, der Englisch spricht und übersetzen kann. Einige Male haben sie sogar fremde Menschen angerufen, zum Beispiel den Dorfarzt oder Lehrer, in der Hoffnung, dass sie ein wenig Englisch können… Aber ist es auf der ganzen Welt immer gleich, ein Lächeln und ein freundliches Gesicht sind meist genug und werden von jedem verstanden.
Welche Länder hast du durchquert und was waren deine Eindrücke dort?
Ich bin durch die Türkei, Georgien, Armenien und Iran geradelt. Den größten Eindruck in jedem dieser Länder hat die erstaunliche Gastlichkeit und Freundlichkeit gemacht sowie die Vielfalt der Landschaft und Natur. Es hat in der Türkei damit begonnen, dass ich fast bei jeder Pause einen kostenlosen Chai (Tee) bekommen habe. In Georgien hat mich die Natur total umgehauen, für so ein kleines Land ist sie erstaunlich vielfältig: das Schwarze Meer, die beeindruckenden und rauen Berge des Kaukasus und die Halbwüsten waren wunderschöne Orte zum Radfahren mit schönen Plätzen zum Übernachten. In Armenien sind die Menschen unglaublich freundlich und neugierig – manchmal bezahlen sie dir deinen Einkauf oder geben dir kleine Geschenke, Widerstand zwecklos! Das Land hat auch eine wunderschöne Natur, besonders um den Seevan-See. Dort ist es auch sehr bergig, so dass die Tagesstrecken ziemlich anstrengend waren. Im Iran hat JEDER mir zugewunken, wollte mir die Hand geben oder ein Foto machen oder mich einfach im Land willkommen heißen. Iran ist ein Land, in dem dich sogar die Polizei anhält – und auf eine Tasse Tee einlädt! Wenn man sich wie ein Prominenter fühlen möchte, sollte man in den Iran fahren.
Irgendwo im Iran: typische Architektur. Foto: Joachim Rosenlund.

Wo hast du gewöhnlich übernachtet?
Meistens habe ich irgendwo im Zelt geschlafen – wild, häufig in wunderschöner Umgebung aber auch mal direkt neben einer Hauptstraße oder hinter einer Tankstelle… Manchmal habe ich Anwohner gefragt, ob ich auf ihrem Grundstück zelten durfte und habe dann oft sogar ein kostenloses Frühstück bekommen. Wenn es über mehrere Tage geregnet hat und sowohl ich als auch meine Kleidung trocknen mussten – oder mal wieder gewaschen werden mussten (die längste Zeit ohne Dusche waren 7 Tage) –, dann habe ich mir eine Nacht im Hostel, einer Gastfamilie oder sehr selten einem Hotel gegönnt. Im Iran habe ich jeden Tag Einladungen von vielen Menschen bekommen, die mich zu sich nach Hause gebeten haben.
Was war dein schönstes Erlebnis während deiner Reise?
Ich hatte so viele schöne Erlebnisse während meiner Reise. Es ist eigentlich unmöglich, nur eines auszuwählen.In Armenien habe ich einmal angehalten, um meine Wasserflaschen aufzufüllen. Dort standen auch etwas finster aussehende Soldaten, die ihre Wassertanks in den LKWs aufgefüllt haben. Nach ein wenig Smalltalk wurden sie freundlicher und wir haben ein Bier zusammen getrunken (sie haben mich sogar dazu herausgefordert, ein Bier auf Ex zu trinken), und wir hatten viel Spaß zusammen, haben rumgealbert – alles am Vormittag um 11 Uhr, vor einem langen Anstieg… In Georgien bin ich durch ein kleines Dorf gefahren und habe ein paar Kinder gesehen, die Fußball gespielt haben. Es war ein harter Tag mit einer 120-Kilometer-Etappe, deshalb wollte ich die Kinder fragen, ob sie einen Platz wüssten, wo ich schlafen könne. Sie haben mich natürlich nicht verstanden, also habe ich stattdessen mit ihnen Fußball gespielt. Plötzlich hat es angefangen sehr stark zu regnen, und ich habe mein Zelt einfach auf dem Fußballplatz aufgeschlagen und mich hineingelegt. Etwas später kam ein kleiner Junge und lud mich ins Haus seiner Familie ein, aber weil das Zelt schon nass war, habe ich abgelehnt. Nach einer Weile kam eine alte Frau, hat mich geweckt und mir Käse, Brot und selbstgemachten Wein gebracht. Am Morgen kam der kleiner Junge wieder, dieses Mal mit Brot, Butter, heißem Tee und einer Flasche Chacha – sehr starker, selbstgebrannter Schnaps mit bis zu 70 % – zum Frühstück! Im Iran habe ich gerade mein Lager unter ein paar Bäumen aufgeschlagen, als zwei junge Männer vorbeikamen, um „Hallo“ zu sagen. Ich habe sie gefragt, ob es in Ordnung sei, dort zu campen und sie sagten „Ja“. Wir haben uns die Hand drauf gegeben, und sie sind weggegangen. Etwa 20 Minuten später kamen sie wieder mit einer Thermoskanne Tee, einer Tasse, Zucker und Wassermelone, dann sind sie wieder gegangen. Ich habe also ein wenig Tee getrunken, etwas von der Wassermelone gegessen und mich dann ins Bett gelegt. Nach einer Stunde wurde ich von vielen Stimmen aufgeweckt, und als ich aus meinem Zelt geguckt habe, waren da etwa 12 Menschen mit Taschenlampen. Die beiden jungen Männer haben mehr oder weniger das halbe Dorf mitgebracht, um mich zu begrüßen.
Wie viele Kilometer bist du durchschnittlich jeden Tag gefahren, was war der höchste Anstieg?
Durchschnittlich bin ich etwa 100 Kilometer am Tag gefahren, mit einem Anstieg von 1.000 Höhenmetern. Der härteste Tag war die Fahrt in Georgien zur russischen Grenze: 160 km mit einem Anstieg von 3.225 Metern!
Wie ist es dir gelungen, so lange aus dem Alltag auszusteigen – was machst du, wenn du gerade nicht Rad fährst?
Ich bin selbstständig und arbeite momentan als Messebauer. Aber eigentlich mache ich alles für Geld. Reisen ist ein wichtiger Teil meines Lebens und ich tue alles, um die Welt zu sehen und sie für mich ein wenig kleiner zu machen. Reisen erweitert deinen Horizont und verbindet Menschen aus unterschiedlichen Nationen. Zum Beispiel im Iran: Mit dem Fahrrad durch das Land zu fahren, war so eine positive Erfahrung und hat mir gezeigt, dass das Bild, was uns die Medien zeigen, manchmal auch falsch sein kann.
Man konnte deiner Reise in den sozialen Netzwerken folgen. Dabei hat man gemerkt, wie vielfältig die Regionen waren, durch die du gefahren bist. Wie hast du das richtige Equipment ausgewählt?
Wenn ich eine Reise plane, dann habe ich keine festgelegte Strecke. Ich fahre einfach los, gucke wie weit ich komme, spreche mit Ortskundigen und anderen Reisenden über die Straßen, Strecken, Orte usw. Wenn es natürlich um das Equipment geht, ist das was anderes. Du musst wissen, wie das Wetter sein wird, wie die Straßen sind oder ob es möglich ist, Ersatzteile nachzukaufen. Für Radtouren oder Bikepacking ist es wichtig, dass man zuverlässiges, leichtes Equipment mit kleinem Packmaß hat. Ich habe mich für ein 1-Personen-Zelt für 3 Jahreszeiten entschieden, das nur 1,2 Kilo wiegt und starken Regen und Wind überstehen kann. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass das Zelt freistehend ist, so dass man auch auf hartem Untergrund campen kann, wo man keine Heringe benutzen kann. Es ist dagegen nicht so einfach, den richtigen Schlafsack zu finden (entweder er ist zu warm oder zu kalt), aber ich habe mich für einen 850+ cuin Daunenschlafsack entschieden, der nur 500 Gramm wiegt, ein sehr kleines Packmaß hat und dabei einen Temperaturspanne von 2 bis 10°C hat. Das wichtigste ist aber die Isomatte. Ich habe einige probiert, bevor ich die ?perfekte gefunden habe. Es ist wirklich wichtig, dass man nach einem anstrengenden Tag auf dem Sattel gut schläft. Außerdem habe ich noch einen kleinen Kocher, der eigentlich mit allem befeuert werden kann, was brennt. In den Ländern, durch die ich gefahren bin, ist es manchmal schwer, Gas oder Alkohol zu bekommen. Benzin ist dagegen kein Problem, und es ist billig, wirklich sehr billig. Natürlich brauchst du nicht dieses ganze Hightech-Zeug um eine Radreise zu machen, aber mir macht es einfach mehr Spaß, wenn man leichtes Gepäck dabei hat und das Equipment zuverlässig ist.
Dein Beyond-Fahrrad scheint auf deine persönlichen Ansprüche angepasst zu sein. Worin unterscheidet es sich vom Serien-Rad?
Ich habe nur einige wenige Komponenten geändert oder ersetzt. Ich habe einen Lenkeraufsatz von Profile Design ergänzt, so hat man auch bei starkem Gegenwind oder auf langen, flachen Strecken eine entspanntere Position. Ich habe meinen zuverlässigen Flite-Sattel von Selle Royal auf das Rad montiert und einen Son-Dynamo mit USB-Schnittstelle, um mein Handy, meine Kamera, meinen MP3-Player, mein Licht etc. zu laden. Abgesehen davon ist das Rad so, wie es aus dem Karton kam.
Was hast du von der Serien-Version des Rades an deinem Rad gelassen. Was gefällt dir am besten, was hast du geändert und warum?
Ich habe fast alles von der Serienausstattung am Rad gelassen, außer die Reifen und den Sattel. Ich brauchte einen Reifen, der sich besser zum Fahren auf unterschiedlichen Oberflächen eignet. Die meiste Zeit bin ich auf Asphaltstraßen gefahren, also brauchte ich Reifen, die gut auf Asphalt rollen. Die anderen Wege waren nicht gepflastert, also musste der Reifen für alle Oberflächen geeignet sein. Ich mag den Lenker sehr gerne, weil er die Möglichkeit für viele unterschiedliche Handstellungen bietet und man auf schwierigen Downhill-Passagen durch unebenes Gelände gut die Kontrolle behält. Ich mag auch den Antrieb sehr gerne. Die Übersetzung war einfach perfekt, sowohl für Anstiege in den Bergen, auch vollbeladen, als auch für hohe Geschwindigkeiten auf geraden, flachen Straßen. Ein anderes tolles Ausstattungsplus ist, dass man bis zu 5 Flaschenhalter montieren kann!

 

Neue StvZO-Änderung macht besseres Fahrradlicht möglich

Seit dem 1. Juni hat sich die StVZO für Fahrräder geändert. Die neue Regelung bringt vor allem in Sachen Beleuchtung einen Fortschritt. Sie macht einerseits das Benutzen von Licht einfacher. So muss etwa tagsüber kein Batterielicht mehr mitgeführt werden. Andererseits ermöglicht sie bessere Lichttechnik. Wir fragten Marcus Wallmeyer, Inhaber und Entwickler von Supernova, nach den wichtigsten Neuerungen. 

Marcus Wallmeyer. Foto: privat
Marcus Wallmeyer. Foto: privat

Die StVZO wurde in Bezug auf Fahrräder und E-Bikes am 10. März geändert – was sind die wichtigsten Neuerungen?
Zunächst einmal ist wichtig: Das Gesetz wurde gerade erst wirksam. Es wird eine ganze Weile dauern bis neue Fahrradscheinwerfer auf den Markt kommen, welche die neuen Regeln voll ausnutzen. Eine der wichtigsten Neuerungen aus meiner Sicht ist, dass auch Fernlicht für Fahrräder und E-bikes zugelassen sein wird.
Bedeutet das, man kann dann ab sofort seine off-Road Lampe als Fernlicht nutzen?
Nein, auch das Fernlicht muss natürlich zugelassen sein. Da wir mit unserem M99 Fernlicht für schnelle E-Bikes, also die kennzeichenpflichtigen Modelle, schon Vorarbeit gemacht haben hoffen wir, relativ bald eine passende Lösung auch für die 25 km/h Klasse bieten zu können. Es aber zum Beispiel noch nicht klar, welche Messwerte von so einem Fernlicht genau erfüllt werden müssen.
Tagfahrlicht wird nun erstmals ausdrücklich erwähnt – das gab es doch schon länger?
Das bisherige Tagfahrlicht war nicht im Gesetz definiert. Lichthersteller mussten sich an die maximalen Lichtwerte des normalen Abblendlichtes halten. Nach der Neuen Gesetzgebung darf Tagfahrlicht genauso hell sein wie das von Autos. Wir können nun zum Beispiel unser ECE R87 konformes Tagfahrlicht des M99 PRO für S-Pedelecs auch in Scheinwerfer für die 25 km/h Klasse einsetzen. Ein weiterer Schritt zur Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer.
Blinker sind nun ebenfalls erlaubt – wird das Fahrrad zum Moped?
Blinker sind nur eine Option und bei Spezialfahrzeugen wie Lastenrädern und da sind Blinker durchaus sinnvoll. Derartige Räder wird es immer mehr geben.
Ändert sich für die Rücklichter etwas?
Echtes Bremslicht! Auch das war bisher nur durch eine großzügige Gesetzesauslegung und mit starken Einschränkungen möglich. Nun dürfen Fahrräder echtes Bremslicht nach ECE R50 haben, wie es auch S-Pedelecs haben. Das ist gerade im Stadtverkehr ein großer Sicherheitsgewinn.
Gibt es weitere Neuerungen über die sich die Radfahrer freuen können?
Die Einstellvorschrift ist nur endlich klar formuliert und besagt einfach, dass man das Licht so einstellen soll, dass es andere Verkehrsteilnehmer nicht blendet. Wenn man also darauf achtet, dass die hell-dunkel Grenze unterhalb der Montagehöhe des Scheinwerfers liegt passt das.

Ausprobiert: Brooks Island Helm

Der Form-Schutzfaktor. Die Auswahl an Fahrradhelmen für die Stadt steigt stetig. Die Formenvielfalt wächst aber nicht in gleichem Maße. Skater-Look oder einfarbig gemäßigter Sportauftritt ist die Wahl, vor der Stadtradler stehen. Brooks setzt sich mit dem Island Helm designmäßig ab. Eine schöne matte Oberfläche, die auch angenehm anzufassen ist, und klare Linien der weitgehend geschlossenen Form helfen dabei. Da die Außenschale aus ABS ist, dürfte sie sehr haltbar sein. Auch die Unterkante, die sonst häufig aus kerbempfindlichen EPS-Schaum besteht, ist formschön geschützt. Reflektoren sucht man vergebens, was wir vergeben können.

Gutes Einstellsystem, formschöne Schale: Brooks Island Helm. Bild: Brooks
Gutes Einstellsystem, formschöne Schale: Brooks Island Helm. Bild: Brooks

Auch die Zahl der Löcher außen ist zugunsten der Form gering. Aber durch die verbleibenden Einlasskanäle strömt genug Luft ein, die dank Vertiefungen im Inneren zwischen komfortablen Polstern gut verteilt wird. Das Prinzip sorgt dafür, dass an mittelwarmen Tagen genügend Klimatisierung herrscht, um den Kopf kühl zu halten. An heißen Tagen wird es unter dem Helm eher zu warm. Perfekt ist die oben geschlossene Form und Funktion aber für das häufige Schmuddelwetter in Frühjahr, Winter und Herbst. Sehr gut gefiel uns – trotz vergleichsweise unflexibler Riemen – der Einstellmechanismus, der leicht zu bedienen ist. Insgesamt ein überzeugender Tragekomfort für alltäglichen Einsatz, in einem nicht alltäglichen Design.
Brooks Island Helm
Auch mit nur einem großen Luftkanal kommt genug Kühlung für mittelwarme Tage an. Bild: Gleitsmannn

Brooks Island, 120 Euro: Urban Helm. Schutznormen: CE EN1078; Größen: 52-58, 59-62 cm; 5 Farben. brooksengland.com

Fahrbericht: Hardo Wagner Randonneur mit Pinion und Riemen


Ein traditioneller Stahlrahmen, das Pinion-Getriebe mit Riemenantrieb und ein Rennlenker – geht das zusammen? Hardo Wagner tritt den Beweis mit einem Randonneur an.
Gar nicht so lange her – gemessen an 200 Jahren Fahrradgeschichte – da feierte man am Rennrad 10 Gänge als High-Tech. Aus dieser Zeit der Radhelden stammen auch Ritzelpakete, die bei 11 Zähnen anfangen und immer einen Zahn mehr zählen, bis die Kapazität der Schaltung erreicht ist, also zum Beispiel 11 bis 15 Zähne bieten. So eines habe ich letztens an einem Rennrad-Oldtimer entdeckt. Der Gedanke der Konstrukteure: Hauptsache kleine Gangsprünge für einen gleichmäßig (langsamen) Tretrythmus. Heute gilt für viele Hobbyradler ein großes Ritzel mit 32 Zähnen als Maß der Dinge, fast wie beim Trekkingrad. So kann man am Berg schnell Pedalieren. Der Nachteil jedoch ist, dass man zwangsläufig langsamer oder schneller nach dem Schalten tritt. Und manchmal will gar kein Gang so recht zum eigenen Tretstil passen. Das ärgert umso mehr, je länger man fährt.

Deshalb ist es erst einmal per se ein Gewinn, wenn Hardo Wagner ein Reiserennrad mit Pinion 18-Gang-Getriebe aufbaut. Denn das Getriebe im Rahmen kann als eine der wenigen Lösungen ältere und neuere Rennradkultur vereinen: kleinste Gangsprünge und ein riesiges Übersetzungsspektrum für langes Bergauffahren mit Gepäck. Hinzu kommt der Rennlenker, der mit vier möglichen Griffpositionen geradezu ideal für lange Tage im Sattel ist. Allerdings wird sich mancher Langstreckenradler eine noch aufrechtere Sitzposition wünschen, als sie am Wagner Randonneur schon mit vielen Distanzstücken unter dem Vorbau erreicht wird. Der Lenker auf Sattelhöhe wäre ein guter Anfangspunkt. Sehr gut gelöst ist die dank eines teilbaren Lenkers die Schaltgriff-Montage. Der typische Pinion-Drehgriff findet dank eines teilbaren Alu-Lenkers der niederländischen Titanschmiede Van Nicholas am Oberlenker Platz. Der Lenker darf darum leider nur den wenig handschmeichelnden kleinen Durchmesser haben. Unterm Strich bietet diese Lösung dennoch den besten Kompromiss bei der ungewöhnlichen Integration des Pinion-Getriebes in einen Randonneur.

Gut gelöst hat Hardo Wagner, wo Stahlrahmen auf Basis eines Grundmodells nach Kundenwunsch aufgebaut werden, auch den Einbau des Riemenantriebs. Die Spannung des sauberen Antriebstranges erfolgt über schwenkbare Ausfall-Enden, die mit dicken Schrauben gut den hohen Antriebskräften aus dem Getriebe gewachsen sind. Hintergund: Nahezu die Kraft einer Tonne kann bei starkem Treten in leichten Gängen – etwa an sehr steilen Anstiegen – hier durch den Rahmen fließen. An unserem Testrad war ein Riemenantriebssystem der Firma Mitsuboshi montiert. Der schmalere Riemen hat tiefere Zähne und kann deshalb laut Hersteller mit wenig Spannung gefahren werden – während etwa das Gates-System sehr genau auf die richtige Betriebsspannung eingestellt werden muss, was weniger anwenderfreundlich ist. Allerdings konnte das System am Testrad das Versprechen nicht ganz einlösen. Es sprang bei geringer Spannung unter besagten Hochlastsituationen am Berg über. Wir erhöhten darauf die Spannung nach Gefühl, was bei dem System zulässig ist, und das Problem war beseitigt.

Ansonsten gefiel der Riemenantrieb mit einem flüsterleisen Lauf über die gesamte Testdistanz von 200 km unter allen Bedingungen, was ebenso gut zum Charakter des Rades passt wie der geringe Pflegebedarf zum Sorglos-Pinion-Getriebe. Das Hardo Wagner zeigte einen sehr ruhigen Geradeauslauf. Alles ist drauf eingestellt, geräuschlos durch schöne Landschaften zu gleiten.
Das Rad selbst hat ebenfalls das Zeug zur Augenweide. An unserem Rahmen- und Gabelset schauten wir auf klarlackierten Stahl. An den Verbindungen der dreifach konifizierten Hauptrohre, schienen fein gezogene Lötstellen hervor. Auch das Lichtkabel verläuft weitghend geschützt im Rahmen und durch den Träger. Man kann es als Zeichen von Stolz auf die Rahmenbaufertigkeiten werten, dass vorne ein „W“ aus Silber am Steurrohr prangt. Dass 10 Jahre Garantie auf den Rahmen gewährt werden, ist ein handfester Beleg dafür.
 
Doch zurück zum Fahren: Obwohl dieser Randonneur mit stattlichen 15,2 kg eher zu schwereren Sorte gehört, macht schnellere Bewegung noch Spaß. Der Wagner lässt sich – für ein reisetaugliches Rennrad – willig in die Kurven legen und bereitet auf winkligen Wegen Freude. Den Wegen darf ruhig auch mal der Asphaltbelag fehlen. Die montierten Schalbe G-One-Reifen bieten auf Kieswegen und anderen festen Wegdecken ordentliche Traktion. Gleichzeitig macht ihr geringes Gewicht gefühlt das Beschleunigen leicht. Für häufien Alltagseinsatz oder Reisen über die ganz lange Distanz würden wir andere Reifen mit mehr Gummi auf der Lauffläche wählen, beziehunsgweise gleich einen insgesamt robusteren Laufradsatz als die eher Sporttouren orientierte Variante mit Mavic-Felgen am Rad konfigurieren lassen. Auch breitere Reifen passen in Hinterbau und Gabel – in der Größe 650B locker bis 47 mm Breite, dann allerdings ohne Schutzbleche. Die montierten Curana-Radschützer hätten längere Befestigungsstreben verdient. So fiel der Raum zum Hinterrad nach der Riemenspannung zu knapp aus.
Stichwort Reisen: Der Rahmen und die Gabel bietet alle nötigen Ösen, um Gepäckträger für Fernreisen vorne und hinten einfach zu montieren – für die Gabel greift Hardo Wagner auf ein „customisiertes“ Surly Modell zurück. Vorteil: Sie besitzt außerdem Anlötteile für eim Porteur-Gepäckträger oberhalb der Gabelkrone. Auf dem Tubus Logo Titan Gepäckträger am Testrad ließen sich Packtaschen leicht mit ausreichend Freiheit zu den Fersen anbringen. Die Fahreigenschaften mit Gepäck sind typisch Stahlrahmen der eher filigraneren Diamant-Bauart: sicher, aber bei schnellen Spurwechseln macht sich das Gewicht schon bemerkbar. Lob gab es für die gut zu dosierenden, recht kräftigen mechanischen Tektro Spyre Bremsen. Auch die Lichtanlage mit designmäßg passendem b+m IQ-X Scheinwerfer, gespeist von einem SON-Dynamo, lässt nichts zu wünschen übrig und bietet die nötige Lichtausbeute für schnelles Touren auf unbeleuchteten Straßen.

Fazit:
Der Hardo Wagner Randonneur mit Pinion P 1.18 ist zunächst ein Ästhethik-und Technik-Leckerbissen für die Freunde klassicher Rahmenbautradition. Das und die individuelle Fertigung rechtfertigt einen Teil des doch recht hohen Preises. Dass Geometrie und Fahrverhalten für viele Einsatzbedingungen passen und es nicht soviele Stahlrandonneure mit gelungener P 1.18-Integration gibt, macht die Entscheidung etwas leichter. Wer vom sportlichen Radfahren kommt, wird die optimalen Gangsprünge des Pinion-Getriebes auf Reisen lieben lernen.
Verarbeitung und Ausstattung qualifizieren das Hardo Wagner als ein Rad für ein langes Leben.Um sich über das genaue Set-up für die gewünschten Haupteinsatzbedingungen klar zu werden, lohnt es sich, deshalb die dem Vernehmen nach ausführliche Beratung bei Hardo Wagner in Anspruch zu nehmen.
TECHNISCHE DATEN
Hardo Wagner Trekking 28, 4.480 Euro: Randonneur mit 18-Gang Pinion-Schaltung und Riemenantrieb; Rahmen: Columbus Stahl; Größen: 53, 56, 59, 62 cm; Radstand: 1.065 mm ; Gabel: CrMo-Stahl, doppelte Lowriderösen; Gewicht: 15,24 kg (gewogen inkl. Pedale); Schaltung: Pinion P1.18 18-Gang-Getriebeschaltung, Antrieb: Mitsuboshi Riemen auf Haberstock Riemenscheiben, 21 Z. hinten, Bremsen: Tektro Spyre mechanische Scheibenbremsen 180/160 mm; Kurbel: Pinion, 175 mm, 28 Z.; Entfaltung: 1,59 – 9,99 m / Pedalumdrehung; Naben: SON 28 Nabendynamo / P.O.G.; Felgen: Mavic A319, 622x19c, Alu; Reifen: Schwalbe G-One 35-622; Licht: b&m IQ-X / SON; Lenker: Van Nicholas, teilbar, 420 mm; Vorbau: Thomson, Alu, Griffe: Brooks Lederlenkerband; Ständer: Hebie Hinterbauständer; Gepäckträger: Tubus Carry, Titan (2 Ebenen, max. 30 kg); Sattel: Brooks Swift; Garantie Rahmen: 10 Jahre; Besonderheiten: gemuffter Stahlrahmen, 1 Flaschenhalter + 1 Paar Ösen, Curana-Schutzbleche. hardo-wagner.de
BEWERTUNG
Einsatzbereich
Radreise: 9 von 10
City/Alltag: 8 von 10
Fitness: 10 von 10
Gelände: 6 von 10
Bewertung
Fahrleistung: 8 von 10
Komfort: 7 von 10
Ausstattung/Verarbeitung: 10 von 10
Preis/Leistung: 6 von 10
Testurteil: sehr gut

Der Kofferraum fürs Fahrrad

Der Tura Shopper® ist ‚Made in Germany‘ und zwar im Familienunternehmen Andersen in Satrup, das bereits 1958 gegründet wurde und in zweiter Generation geführt wird. Mehr als 50 Mitarbeiter kümmern sich um Rohre biegen, stanzen und Gestelle nieten um am Ende den fertigen Shopper® in den Händen zu halten.

Tura Shopper am Fahrrad. Bild: Andersen
Tura Shopper am Fahrrad. Bild: Andersen

Der Tura Shopper®, der einen 3-Wege-System Griff hat, fährt auf besonders großen kugelgelagerten Rädern (man hat die Wahl zwischen kugelgelagerten Rädern oder Lufträdern) und kann mit äußerst großen Taschen versehen werden, so dass er als Shopper® für Familie und Freizeit bestens geeignet ist.
Bild: Andersen
Bild: Andersen

Wird er ans Fahrrad angekuppelt, entsteht eine Art Kofferraum, der großzügig beladen werden kann. Seitliche Kotflügel fangen hochfliegenden Schmutz während der Fahrt ab. Der 3-Wege-System Griff ist per Knopfdruck komfortabel zu bedienen. So kann er leicht in die individuell bequemste Position gebracht werden. Knopf los- und Griff einrasten lassen. Fertig! Serienmäßig ist am Gestell ein Reflektor befestigt. Sollte der Shopper® einmal nicht gebraucht werden, lässt er sich klein zusammenfalten.
Die Tasche Hydro ist eine sehr vielseitige Tasche. In einem hinten in der Tasche platzierten Thermofach können Tiefkühlprodukte transportiert werden. Ggf. sogar auf dem Rücken, denn die Tasche ist auch als Rucksack ausgelegt. Zwei große Vortaschen sowie seitliche Netztaschen bieten zusätzlichen, komfortablen Stauraum. Zur Grundausstattung der Hydro gehören Reflektoren an beiden Seiten und eine Innentasche, die mit einem Klettverschluss verschlossen wird. Das Material der Tasche ist wasserabweisend und sie kann an den langen Griffen leicht vom Shopper® abgenommen werden.
Es gibt vier verschiedene Kupplungsvarianten. Die Kupplung G1-PullEasy ist für viele verschiedene Gepäckträger geeignet. Sie muss an einem stabilen Gepäckträger mit mindestens 25 kg Tragkraft befestigt werden. Die Breite des Gepäckträgers sollte zwischen 103-170 mm liegen und die Streben einen Durchmesser von 8-16 mm haben. Die Kupplung PullEasy wird mit Schloss und Diodenrücklicht geliefert. Sie kann auch an vielen Pedelecs (bis 25 km/h) verwendet werden.
Bild. Andersen
Bild. Andersen

Die Kupplung R1-BigEasy wird an der Sitzstrebe des Fahrradrahmens befestigt. Deshalb wird zur Befestigung kein Gepäckträger benötigt. Die Strebe sollte einen Durchmesser von 10-22 mm haben. Die R1-BigEasy kann an fast allen gängigen Fahrrädern befestigt werden.
Des Weiteren gibt es eine Kupplung für folgende Gepäckträgersysteme von Pletscher: Vario, Genius, Genius Plus, Athlete system und Athlete Pumpe. Die Kupplung hat ein Gewicht von 0,6 kg. Sie wird mit Schloss ausgeliefert.
Außerdem gibt es eine Kupplung für den Racktime Gepäckträger mit abschließbarem Snap-it System (auch an Racktime E-Bike Gepäckträgern bis 25 km/h verwendbar). Die Kupplung wird mit Schloss für den Shopper® ausgeliefert. Das Maß der Plattform beträgt innen 120 mm. Die Kupplung wiegt 1,3 kg.
Bild: Andersen
Bild: Andersen

Tura Shopper®

– abklappbarer Griff
– faltbarer Fuß
– 3-Wege-System Griff
– Shopper® aus Alu
– Kugellagerrad
– als Fahrradanhänger einsetzbar
– Räder leicht abnehmbar
– Leichtlaufräder
– Spurbreite 55 cm
– Durchmesser Rad 29 cm
– Gesamthöhe Gestell 127 cm
– Gewicht Gestell 3,5 kg
– Gewicht Gestell und Tasche 5,4 kg
– 50 kg Tragkraft
Tasche Hydro
– Thermofach
– seitliche Reflektoren
– Innentasche
– 2 geräumige Vortaschen
– Tasche leicht abnehmbar
– Maße: 34 cm breit, 67 cm hoch, 24 cm tief
– Volumen: 56 Liter
Quelle: Andersen

Shimano bringt neue Deore Trekking-Gruppe – 10-fach bleibt!

Shimano stellt jetzt den Nachfolger der Deore Trekking-Gruppe vor. Sie erbt einige Merkmale der Top-Gruppe Shimano XT, bleibt aber beim bewährten 3×10-Standard. Wesentliche Neuerungen der 2018er Deore-Gruppe mit dem Kürzel T-6000 sollen ein Schaltwerk im Shadow-Design wie bei den MTB-Gruppen sein sowie für den Trekkingeinsatz optimierte Scheibenbremsen mit 3-Finger-Bremshebeln. Die Gruppe soll ab Juli erhältlich sein. 

Deore Trekking, Shimano
Erbt einige Merkmale der Top-Gruppe XT: neue Shimano Deore Trekking T6000. Bild: Shimano

Geschaltet wird bei der neuen Deore mit Rapidfire-Plus-Hebeln für vorne und hinten. Sie kommen standradmäßig mit Optislick-Zügen die nach RADtouren-Erfahrung für lange reibungsarme und fehlerfreie Schaltfunktion sorgen. Wir gewohnt gibt es eine optische Ganganzeige, und das Runterschalten ist mit dem Daumen oder Zeigefinger möglich.
Neuer Schalthebel mit optischer Ganganzeige. Bild: Shimano
Neuer Schalthebel mit optischer Ganganzeige. Bild: Shimano

Die neuen hydraulischen Scheibenbremsen wurden laut Shimano speziell für die spezifischen Anforderungen im Trekking-Einsatz optimiert. Dazu erhielten sie einen langen und komfortabel zu bedienenden 3-Finger-Bremshebel (BL-T6000). Für die entsprechende Verzögerungsleistung, die ebenfalls gezielt für das Trekking-Segment angepasst wurde, sorgen die BR-T615 Bremssättel, die für eine denkbar einfache Wartung mit der One-Way-Bleeding Technologie ausgestattet sind. Ein Vorteil für Vielfahrer: Die neuen Bremsen sollen ideal mit den SM-RT54-Bremsscheiben (180 / 160 mm) harmonieren. Diese sind bereits zu Online-Preisen unter 10 Euro als Ersatzteil zu haben. Auch die ebenfalls empfohlenen Resin-Beläge zählen zu den günstigen Ersatzkomponenten. Ein mechanisches V-Brake-System bleibt ebenfalls im Angebot.
Der 3-Finger-Bremshebel. Bild: Shimano
Der 3-Finger-Bremshebel. Bild: Shimano

Für einen breiten Überetzungsbereich setzt Shimano auf die Hollowtech II-Kurbel mit 48-36-26 Zähnen im 4-Arm-Design. Ersatzteilfreundlichkeit auch hier: Die drei Kettenblätter sind mit vier Schrauben einzeln am Kurbelarm befestigt und lassen sich so einfach und individuell tauschen.
Bewährte Trekkingübersetzung und einzeln tauschbare Kettenblätter: die neue FC-T6000. Bild: Shimano
Bewährte Trekkingübersetzung und einzeln tauschbare Kettenblätter: die neue FC-T6000. Bild: Shimano

Besonders viel hat sich am Schaltwerk getan: Das 10-fach Schaltwerk (RD-T610) besitzt eine für den Trekking-Einsatz optimierte Federspannung, die gewohnt geringe Bedienkräfte ermöglicht. Neu ist das SHADOW RD Design, das bis zum vorletzten Jahr ausschließlich den Mountainbike-Grup-pen vorbehalten war. Es rat zur Seite viel weniger weit neben der Rad hervor, so dass es besser vor Beschädigungen durch Hindernisse oder in Fahrradständern geschützt ist. Zugleich verringert die Spannung des Schaltwerkskäfigs das Schlagen der Kette, insbesondere auf unebenen Untergründen ein Vorteil. Es kann mit Kassetten der Abstufung 11-34, 11-32 oder 11-28 Zähnen kombiniert werden
Das Shadow-Schaltwerk steht nicht so weit neben dem Rad hervor. Bild: Shimano
Das Shadow-Schaltwerk steht nicht so weit neben dem Rad hervor. Bild: Shimano

Quelle: Shimano

Neuheiten von Bosch: leichter, mit verstecktem Akku und ABS

E-Bike-Platzhirsch Bosch hat unlängst bei Stuttgart die Neuheiten für das Modelljahr 2018 vorgestellt. Die wichtigsten Neuerungen sind ein kompakter Akku, der im Rahmen verschwindet, eine überarbeitete Active Line und es wird ein Anti-Blockier-System als Option geben – das aber zunächst nur für bestimmte Pedelecs.  

Magura, Bosch ABS
Dreifingerhebel der Magura CME Bremse für das Bosch ABS. Bild: Magura

Die interessanteste Neuerung lässt am längsten auf sich warten: Das ABS fürs Pedelec. Es kommt nur schrittweise auf den Markt. Erste Modelle mit dem Anti-Blockier-System, das dauf Bremsentechnik von Magura setzt, sind laut Unternehmensmitteilung ab Herbst in sogenannten „Flottenrädern“ unterwegs, also Leihbikes, Lieferräder oder ähnliche. Pedelecs mit ABS sollen ab Herbst 2018 dann freiverkäuflich im Handel stehen. Dabei denkt Bosch vor allem an die Alltags- und Tourenradler. Das eBike ABS wird zunächst ausschließlich an Trekking- und Citybikes mit 28-Zoll-Reifen verbaut. Äußerlich erkennbar ist es an einem Kasten, der unter dem Vorbau platziert wird.
Bosch ABS
Bosch eBike ABS: Der größere Kasten wird unter dem Vorbau platziert, die kleinere Einheit sitzt auf dem Vorau und zeigt die Funktion des Systems an. Bild: Bosch

Im Flotteneinsatz sind die eBikes außerdem mit dem Intuvia-Display und Antrieben der Performance-Serie in den Varianten Cruise und Speed ausgestattet. Maguras Beitrag in der Partnerschaft mit dem ABS-Pionier Bosch ist ein komplett neues, hydraulisches ABS-Bremssystem, bei dem die Erfahrung aus dem Motorradbereich der Schwaben mit einfloss.
So funktioniert das Pedelec-ABS
So soll das ABS-System für Pedelecs funktionieren: Es kombiniert das Vorderrad-ABS – das Vorderrad wird am Blockieren gehindert – mit einer Anti-Hinterrad-Abheberegelung. Indem es den Bremsdruck der Vorderbremse bei kritischen Bremsmanövern reguliert, stabilisiert sich die Fahrsituation und das Sturzrisiko wird gemindert. „Beim Vorderrad-ABS überwachen Raddrehzahlsensoren die Geschwindigkeit beider Räder. Sobald das Vorderrad zu blockieren droht – etwa bei einem zu starken Bremseingriff – regelt das Bosch eBike ABS den Bremsdruck“, erklärt Claus Fleischer, Geschäftsleiter Bosch E-Bike-Systems. Dadurch soll es insbesondere bei rutschigen Fahrbahnbedingungen und losem, nassem Untergrund einen entscheidenden Vorteil bieten: Das Pedelec lässt sich kontrolliert verzögern und zum Stillstand bringen.
Bosch eShift
Das eShift-System gibt es jetzt auch für die Rohloff-Schaltung. Bild: Bosch

Soweit alles wie beim Motorrad oder Auto. Fahrradspezifisch ist die Hinterrad-Abheberegelung des Bosch eBike ABS. Sie sorgt dafür dass das Hinterrad beim extremen Überbremsen des Vorderrades, vor allem auf griffigem Untergrund und im Gefälle, auf dem Boden bleibt. Raddrehzahlsensoren erkennen ein Abheben des Hinterrades und lösen einen gezielten Bremseingriff am Vorderrad aus. „Das Bosch eBike ABS reduziert kurzzeitig die Bremskraft am Vorderrad, sodass das Hinterrad schnell wieder über Bodenkontakt verfügt. So sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der eBiker sich überschlägt“, so Fleischer. Zudem lasse sich dank dieser Regelung die Vorderradbremse aktiv und effizient einsetzen.

Rohloff jetzt mit elektronischer Schaltung am Lenker

Besonders interessant für Reiseradler ist eine kleine Neuerung, die Bosch neben der ABS-Premiere im Programm hat. So ist die Rohloff 14-Gang-Nabenschaltung demnächst elektronisch schaltbar. Über eine Schaltwippe am Lenkrad lasen sich die Gangwechsel auslösen. Das soll besonders harmonisch funktionieren, weil der Motor kurz die Kraft rausnimmt. Erste Fahrtests des Businessportals Velobiz bestätigen die verbesserte Funktion. Auch die 8-Gang Nabe der Shimano Nexus-Serie ist künftig mit dieser eShift-Funktion zu haben.

Die Active Line ist vor allem für das Radfahren in der Stadt gedacht. Bild. Magura
Die Active Line ist vor allem für das Radfahren in der Stadt gedacht. Bild. Magura

Neuer Powertube Akku lässt sich im Rahmen integrieren

Außerdem wurde sowohl bei der Antriebs- als auch bei der Akkutechnik weiterentwickelt. Ganz neu ist ein 500 Wattstunden (Wh) starker Lithium-Akku namens „Powertube“, den Fahrradhersteller im Rahmen integrieren können. Dabei zeichnet sich das neue Akkupack durch eine besonders kompakte Bauform aus und könnte laut Bosch auch im Sattelrohr untergebracht werden. Ein Vorteil des Integrationssystems ist, dass der Akku zu allen Seiten entnommen werden kann. Auch eine Kopplung mit einem weiteren Akku auf dem Rahmen wäre möglich, so dass 1.000 Wh zur Verfügung stünden, aber nur ein Akku von außen zu erkennen ist. Mit 2,8 kg Gewicht (Herstellerangabe) gehört der Powertube 500 zu den leichtesten Akkus dieses Energiegehalts.

Der neue Motor der Active Line ist um ein Viertel kleiner geworden, spart fast ein Kilo Gewicht und soll leiser und leichter laufen. Bild: Bosch
Der neue Motor der Active Line ist um ein Viertel kleiner geworden, spart fast ein Kilo Gewicht und soll leiser und leichter laufen. Bild: Bosch

Überarbeitete Active Line wird leichter und leiser

Eine Gewichtsreduktion hat Bosch auch bei den überarbeiteten Antrieben der Active Line erzielt. Diese gibt es zukünftig als urbane Variante mit schlanken 2,9 kg Gewicht und einem Drehmoment von 40 Nm. Dabei soll ein neuer Getriebeaufbau für noch leichteres Treten sorgen, wenn der Motor gerade nicht schiebt – was generell schon eine herausragende Stärke der Mittelmotorsysteme ist. Zudem ist ein anderer Motor verbaut, der ein gewöhnlic großes Kettenblatt vorne antreibt. Hintergrund: bisher wirkte eine 2,5-fache Übersetzung vom Motor auf ein schnell drehendes kleines Kettenblatt. Das dürfte künftig den Verschleiss der Kette verringern. Zur Seite stellt Bosch dem System die neue Active Plus-Linie. Deren herausragendes Kennzeichen ist ein höheres Drehmoment von 50 Nm laut Bosch. Dafür wiegt das Plus-System auch rund 300 g mehr. Bosch richtet sich mit dem Plus-System vor allem an Tourenradler oder Langdistanz-Pendler.

 
 
 
 

Wirkungsgrad: Ist die Kettenschaltung besser als die Nabenschaltung?

Bei einer perfekt gewarteten Kettenschaltung im idealen Gang liegt der Leistungsverlust bei ein bis drei Prozent. Ein Gang mit einem extremen Kettenschräglauf kommt schon auf die Werte der Getriebe von Shimano und SRAM mit etwa vier bis acht Prozent Reibungsverlust.

Im Inneren einer Nabe geht nicht so viel Kraft verloren, wie viele Glauben. Foto: SRAM

Mit abnehmendem Schmierfilm geht der Vorsprung gänzlich verloren. Rennradmechaniker attestieren einem dreckigen Kettenstrang bis zu 30 Watt Leistungsverlust. Auch Getriebe weisen keinen konstanten Wirkungsgrad auf. Der Konstrukteur der Speedhub 514 CC, Bernd Rohloff, erklärt das mit der unterschiedlichen Anzahl von Zahnrädern, Achsen und Kupplungen, die je nach Gang beteiligt sind. Das gilt für alle auf Zahnrädern basierenden Naben. Das Optimum erreichen diese bei der 1:1 Übersetzung, hier „hält sich das Getriebe raus“.
Der durchschnittliche Tourenfahrer bringt es über den Tag hinweg vielleicht auf 120 bis 140 Watt im Schnitt, eine Schaltnabe kostet ihn demnach in jedem Gang und bei allen Bedingungen nicht weniger als fünf und nicht mehr als neun Watt und liegt damit im Bereich der „Bremswirkung“, die ein Nabendynamo bei 25 km/h mit Licht produziert. Das gilt nicht ganz für die Speedhub von Rohloff, die auch nach Meinung der Konkurrenz hier mit etwa der Hälfte des Widerstandes vorne liegt.
Text: Timo Dillenberger

Der Fahrrad-Riemenantrieb im Alltag – Erfahrungen der RADtouren-Leser

Über das Pro und Contra des Riemenantriebs ist bereits viel diskutiert worden. Dass immer mehr Fahrräder vom coolen Fixie über das Sorglos-Stadtrad bis zum Pinion-Reiserad mit dem schmierfreien Zahnstrang ausgestattet sind, darf zumindest als Beleg seiner Beliebtheit gewertet werden. Uns hat interessiert, welche Erfahrungen Riemenfahrer bisher mit der vorgeblich unkomplizierten Antriebstechnik gemacht haben – und wir haben unsere Leser gefragt. 

Das Patent zum Riemenantrieb für Fahrräder gibt es schon seit 1977, erst seit etwa sieben Jahren verbreitet er sich an Serienrädern. Im Vergleich zum identisch ausgestatteten Rad mit Kettenantrieb kostet ein Belt-Drive-Bike etwa 200 bis 250 Euro mehr, die Lebenszyklen sind länger als bei Ketten, eine Wartung laut der Erfahrung unserer Leser nahezu nicht nötig, was als größter Vorteil empfunden wird. Mehrkosten amortisieren sich dagegen kaum, da neue Riemenscheiben bei Ersatz (noch) deutlich teurer sind als Kettenblätter und Antriebsritzel.

Riemenantrieb Erfahrung
Gates-Riemen an einem aktuellen Trekkingrad. Bild: Gleitsmann.

Ein „Belt“ in passender Länge ist etwa 80 Gramm leichter als eine genauso lange Kette. Aktuell vertretene Anbieter von Antriebsriemen im Fahrradbereich sind Continental und Gates. Für die Zugfestigkeit sorgen bei beide Anbietern inzwischen Carbonfasern – Continental hatte bei der Einführung des Systems zunächst auf Aramidfasern gesetzt. Beide Hersteller bieten außerdem inzwischen Enstiegsvarianten des Riemenantriebs an, um auch günstigere Fahrräder mit dem sauberen Antrieb ausrüsten zu können. Sie setzen dabei den gleichen Riemen ein, fertigen aber die teuren Ritzel aus einem Kunststoff (Gates) oder einem Mix aus Kunststoff und Edelstahl beim kleineren hinteren Ritzel (Conti). Im Test von aktuellen Trekkingrädern mit Riemenantrieb überzeugte der günstige Gates-Riemen, der unter dem Kürzel „CDN“ gehandelt wird, mit geräuschlosem Lauf und direktem Antriebsgefühl. Über die Haltbarkeit dieser Bauart liegen uns allerdings noch keine Erfahrungen vor. Die Aussagen der Leser beziehen sich sämtlich auf Metall-Riemenscheiben.

Riemen Erfahrung
Ein Rahmenschloss – hier an den Sitzstreben – ist für den Einbau eines Riemens zwingend nötig. Bild: Gleitsmann

Riemen werden geschlossen geliefert. Daher muss der Rahmen am rechten Hinterbau über ein Rahmenschloss zu öffnen sein, um den Riemen zu montieren. Wichtig: Kein Riemen mag Kräfte quer zur Laufrichtung, sei es durch Schläge, Bewegung im Rahmen oder schiefen Lauf! Spürbare Unterschiede zwischen den Herstellern entdeckten wir im letzten Test nicht.

Und das schrieben einige unserer Leser:

Dirk Fortenbacher, F&F die Kaffeerösterei, Kaffee Fleck GmbH: Wir betreiben eine Rösterei in Reutlingen und ich bin auch noch begeisterter Radfahrer und lese natürlich immer das RadTouren Heft. Wir betreiben ein Lastenrad mit Riemenantrieb. Außer meiner Frau (siehe Bild) fahren wir täglich unseren Kaffee aus. Lasten bis zu 150KG sind dabei alltäglich und Steigungen mit bis zu 10% sind bei uns hier im Ländle normal. Unser Lastenrad war den ganzen Winter bei allen Temperaturen täglich (seit Dezember 2.500 km) im Einsatz. Bisher keine Probleme, kein Quietschen, kein Verschleiß. Es tut einfach was es soll – ein ganzes Auto ersetzen. Ich möchte nie mehr eine Kette am Rad. Ich habe das Rad gleich beim Kauf mit Wachs eingesprüht und seither nichts mehr gemacht – die Nabenschaltung mit Riemen ist perfekt.

Riemenerfahrung
Dirk Fortenbacher mit seiner Frau auf dem riemengetriebenen Tandem. Bild: privat

Privat nutze ich ein umgebautes CUBE SUV hybrid Race 500 27.5 mit Riemenantrieb, Nuvinci und Bosch Motor. Wir machen immer ausgedehnte Touren mit einem Anhänger mit 50KG Gepäck. Das Rad hat jetzt 4.500km absolviert und wie unser Lastenrad immer perfekt funktioniert. Auch hier nie wieder Kette.
Das Reiserad mit Riemenantrieb und Anhänger. Bild: privat
Das Reiserad mit Riemenantrieb und Anhänger. Bild: privat

 
 


 
Hans Dieter Richert: Habe mir im April diesen Jahres ein Blue Label Charger mit Bosch-Antieb (S-Variante), Nuvinci und Riemen zugelegt. Ich habe bisher zwar erst 5.600 km damit gefahren, bin aber mehr als zufrieden damit. War im Mai damit im Elbsandsteingebirge und Elberadweg unterwegs, eine Tour von knapp 1.450 km in der alles vorkam, von Bergfahrten häufig im Turbo-Modus, über Waldwege,Sandwege, Rüttelpisten und Regenfahrten. Ich brauchte mich um den Antrieb unterwegs in keinster Weise zu kümmen. Absulut geräuschlos, moderat gespannt ist bis jetzt noch keine Längung festzustellen. Auch ein Unfall mit einem KFZ überstanden Rad und Riemen ohne Blessuren. Selbst die blaue Beschichtung auf dem Riemen ist noch nicht abgenutzt. Bisher kann ich den Riemen uneingeschränkt empfehlen.


 
Dirk Eumann: Zum Thema Riementrieb kann ich auch ein wenig beitragen. Im Oktober 2014 habe ich zum Pendeln ein Breezer-Beltway 11 gekauft – mit Gates Riemen. Seither bin ich rund 4.000 Km gefahren. Mein Arbeitsweg führt über Asphalt und Naturwege. Wenn es regnet, ist das Spritzwasser mit grobem Dreck vermischt und wenn es trocken ist, wird der Riemen durch Staub belastet. Selten putze ich das Rad und bürste dann auch über den Riemen. Ich behandele ihn also völlig wartungsfrei und das funktioniert tadellos. Beim Breezer wird der Riemen über einen Exzenter im Tretlager gespannt sodass beim Aus- und Einbau des Hinterrades kein Einstellen des Riemens nötig ist (Die Position des Hinterrades ist fix). Bisher zeigt der Riemen noch keinen nennenswerten Verschleiß. Selbst wenn ich jetzt, nach 2 Jahren und 4.000 Km, den Riemen tauschen müsste, käme für mich derzeit keine Alternative in Frage.


 
Bernd Richter: Ich bin 68 Jahre alt, fahre sehr gerne Rad und kaufe mir auch regelmäßig ihre Zeitschrift weil ich dadurch stets über die Neuerungen in der Fahrradtechnik auf dem Laufenden bin. Außerdem bekomme ich gute Anregungen für neue Touren. TOP !!!! Von den Fahrradtests halte ich nicht viel, weil diese Tests für eine andere Zielgruppe, als für mich, mit einer Körpergröße von 1,96 und einem Gewicht von 100 kg, konzipiert sind.

Vorgeschichte:
Da ich jedes Jahr 2 größere Radtouren über ca. 2 Wochen und viele kleine unternehme, wird mein Treckingrad gut ausgelastet. Der Schwachpunkt an meinen bisherigen Marken-Rädern Kettler, Herkules, Koga Miyata Stevens Sovereign) und war immer die Kettenschaltung. Die Schaltungen wurden immer Werkstattgepflegt, die Ketten und Ritzel gereinigt, gefettet und bei Bedarf ausgetauscht. Trotzdem traten immer ab einer Fahrleistung von ca 18 bis 20.000 km massive Schaltungsprobleme auf.
Der bisherige Gipfelpunkt war, dass mir auf dem Ems-Radweg 2013 durch Fehlfunktion / durchrutschen das Schaltauge brach und die kpl. Schalteinheit zwischen Rahmen und Speichen den Weg nach vorne fand. Glück hatte ich, dass das auf gerader Straße und sehr gemäßigtem Tempo statt fand. Dadurch war eine Kettenschaltung für mich nicht mehr akzeptabel.
Erfahrung Riemenantrieb
Bernd Richters Reiserad. Bild: Richter
In ihrem Magazin las ich einen Artikel über das Pinion-Getriebe und nachdem mein persönlicher Finanzminister grünes Licht für die Investition gegeben hatte, bestellte ich an Weihnachten ein Stevens P18 Lite. (Lieferzeit Rahmenhöhe 61 cm 5 Monate).
Erfahrungsbericht Gates-Riemenantrieb:
Seit Mai 2014 bin ich mit dem Stevens P18 Lite und Gates-Riemen gut 10.000 km unterwegs gewesen. Von dem Gates-Riemenantrieb bin ich sehr begeistert. Saubere Sache, wartungsarm, sehr robust, wetterunempfindlich. Auch bei Extrembedingungen: Regen auf Schotter/Sand/Matsch oder im Winter auf Schnee, der Vortrieb klappt reibungslos.
Starke Beanspruchnung auf den Touren durch auffliegenden Dreck und Staub. Bild: Richter
Starke Beanspruchnung auf den Touren durch auffliegenden Dreck und Staub. Bild: Richter
Das schnelle Beschleunigen, lange Bergfahrten, oft bis 15%, Wiegetritt wurden lautlos in Vortrieb umgesetzt. Ohne Schlupf und durchdrehen. Auch das Auswechseln eines Schlauches am Hinterrad nach einem Platten, der Wiedereinbau des Gates-Riemens und das Einstellen der Riemenflucht und der Riemenspannung ergaben keine Probleme. Bei 6  großen Touren mit Gepäck über 10 bis 14 Tage und 750 bis 900 km, Kurzausflügen, Stadtfahrten, Wochenendtouren und einer Alpenüberquerung war der Riemenanrtrieb ein störungsfreies Bauteil.
Eine gewisse Vorsicht ist beim fahren mit langen, etwas weiteren Hosenbeinen angesagt.
Ich fahre immer noch mit dem 1. Gates-Riemen. Eine gewisse Vorsicht ist beim fahren mit langen, etwas weiteren Hosenbeinen angesagt. Sie können von dem Riemen erfasst und zwischen Riemen und Riemenscheibe eingeklemmt werden. Das könnte, wenn man nicht weitertreten kann, zu einem schlimmen Sturz/Unfall führen.
In der Anfangszeit machte bei meinem Rad die Verschraubung des vorderen Riemenrades Probleme. Nach 120 bis 200 km lockerten sich die Muttern/Schrauben, so dass beim Pedalieren ein knarzendes Geräusch, bzw. später ein klacken zu hören war.
Das nervte ziemlich. Ein Nachziehen auf der Tour war zuerst nicht möglich, da ein Shimano-Spezialschlüssel für die Muttern nötig ist. Eine Erneuerung der Schrauben und Muttern brachte nur einen kurzen Erfolg. Erst als der Verkäufer nach nochmaligem Erneuern der Schrauben und Muttern diese mit Loctite-Schrauben-Sicherungslack behandelte, war der Mangel, auch langfristig abgestellt. Ich hatte diese Möglichkeit für mich bereits früher in Betracht gezogen, diese jedoch auf Grund der Garantie nicht ausgeführt.

Roland Ritter: zu Eurer Frage bezüglich der Erfahrung mit Riemenantrieb oder Antriebsriemen: PERFEKT. Nach 1,5 Jahren und ca. 4.000 km im Alltagsbetrieb keinerlei Probleme. Bei Kälte knarzt der Riemen (Gates) schon mal leicht, ansonsten völlig geräuschfrei und sanft.
Bei meinem Stevens P1.18 Lite findet nach Radwechsel das Hinterrad seine Position von selbst, d.h. keine Spannungskorrektur erforderlich. Das Mass der richtigen Spannung ist allerdings bei mir der Vergleich zum Neuzustand. Die Smartphone App von Gates ergibt bei mir keine sinnvollen Werte. Das Pinion-18-Gang-Getriebe ist ein Traum! Ich wasche mein Fahrrad mit dem Wasserschlauch und trockne es mit dem Lappen. Das war’s. Winter wie Sommer.

 
 
 
 
 
 

Radtouren an Badeseen: GPS-Daten Hochschwarzwald Seenrunde

Wer seinen Sommerurlaub mit dem Rad im Hochschwarzwald verbringen möchte, hat gleich mehrere Möglichkeiten, während oder nach der Tour in erfrischende Badeseen zu hüpfen. Vor allem rund um Titisee und Schluchsee gibt es zahlreiche gut ausgebaute Radwege. Der Seenradweg Hochschwarzwald verbindet gar beide Gewässer. Die knapp 30 Kilometer lange „Große Schluchsee-Tour“ startet vor dem Kurhaus Schluchsee und führt über Sebrugg und die Staumauer rund um den Schluchsee. Wer gerne eine kurze Route, sozusagen zum „Anwärmen“ bevorzugt, ist mit der sportlichen Tour von Titisee über Bärental nach Hinterzarten gut bedient.

Foto: Schwarzwald Tourismus

Routeninfos
Strecke: Seenradweg: 67,9 Kilometer, Schluchsee-Tour: 28,9 Kilometer, Titisee-Tour: 18,4 Kilometer
Streckenführung: Leichte bis mittelschwere Touren für Jedermann auf gut ausgebauten Radwegen oder verkehrsarmen Nebenstraßen. Die Strecken sind teilweise hügelig mit zu bewältigenden Höhen zwischen 387 und 887 Metern.
Sehenswürdigkeiten: Titisee-Neustadt: Titisee, Museum für alte Landtechnik; Hinterzarten: Altenvogtshof, Schwarzwälder Skimuseum; Schluchsee: See, Staumauer; Matthisleweiher; Feldsee; Käserei Ospelehof.
Routenplanung: Hochschwarzwald – Freiburg im Breisgau 1:70 000: Fahrradkarte. GPS-genau, Kompass-Karten; Rad- und Wanderkarte Hochschwarzwald: mit Ausflugszielen, Einkehr- & Freizeittipps, Mountainbikerouten, wetterfest, reißfest, abwischbar, GPS-genau, Publicpress.
Die GPS-DATEN des Rundwegs finden Sie hier zum DOWNLOAD

Insiders outdoor – Rad­schaf­fen­de auf Radtour. Teil 1

Nicht wenige Menschen, die in der Fahrrad­branche arbeiten, fahren selbst viel und sehr gerne Fahrrad. Viele mögen es sportlich, manche reisen sogar gerne. Einer von letzteren ist Carsten Zahn, Marketingleiter bei Schwalbe. Was das Radreisen ausmacht, hat er in einem Reisebericht auf seinem tumblr Blog so treffend in Worte gefasst, dass wir es hier ungekürzt wiedergeben. Danke, Carsten, für den Auftaktbeitrag zu unserer Serie Insiders outdoor.

Ich bin da. Irgendwo mitten im französischen  Zentralmassiv. Genau das hier, ist mein Land. Es gibt Berge ohne Ende. Vor mir. Hinter mir. Überall um mich herum. Es gibt keine spektakulären Gipfel wie den Alpen, aber trotzdem sind es große, mächtige Berge, die in alle Richtungen den Horizont bevölkern.

Carsten Zahn mit seinem Bike Friday Reise-Faltrad. Bild: privat
Carsten Zahn mit seinem Bike Friday Reise-Faltrad. Bild: privat

Alle Straßen schlängeln sich in einem wilden Zickzack durch die Landschaft. Gerade Strecken gibt es hier nicht mehr. Ständig geht es nach oben oder unten und um die Berge herum. Ich überquere eine ungezählte Anzahl an Cols. Manche mit Schild – ohne Schild. Viele über 1000 Meter. Andere darunter. Trotzdem ist die Gegend nicht ganz so einsam wie im Jura und im angrenzenden „Auenland“. Es kommt regelmäßig mal ein Auto vorbei. Es gibt viele Bauernhöfe aus massiven Natursteinen und alle 10 bis 20 km kommt auch eine kleine Stadt in der man Essen kann und einen ordentlichen Kaffee bekommt.

Ich finde meinen Rhythmus in dem ewigen Auf- und Ab. Ich genieße es, ins Tal zu rollen und ich genieße danach wieder empor zu strampeln und den Wolken näher zu kommen. Das Klima ist rau. Je weiter ich mich vom Rhonetal entferne, umso seltener sehe ich die Sonne, aber es fallen nur wenig Regentropfen und Wind kommt selten von vorne.

Ich fange an zu Summen. Ich weiß, dass ich vollkommen unmusikalisch bin, aber hier oben hört mich ja keiner.

In mir drin hört es sich gut und richtig an. Meine Seele schwingt.

Um 17.00 Uhr finde ich es noch etwas zu früh, um Schluß zu machen. Die nächste Stadt wird in 35 km angezeigt. Das sollte ich noch schaffen, aber die 35 km sind länger, als es die Zahl ausdrückt oder als es auf der Karte aussieht. Der Tag war lang und die Beine werden langsam schwer. Die Gegend wird einsamer. Die Hänge sind sehr steil und bewaldet. Nach einer langen Abfahrt geht es auf einer spektakulären Brücke über die Loire. Der Fluss ist hier oben noch ganz klein und wild, aber er beansprucht bereits eine mächtige Schlucht für sein Bett. Ich wünsche dem Wasser eine Gute Reise auf seinem weiten Weg bis zum Atlantik.

Es geht auch immer weiter hoch und gar nicht mehr runter.

Gerne würde ich für die letzten Kilometer des Tages auch einfach mal einem Fluß folgen und ganz locker auspedalieren. Aber das steht wohl nicht auf dem Programm. Die Straße klettert wieder heraus aus der Schlucht. Ich habe wenig Lust, hier auf ca. 1000 m Höhe zu zelten und fahre langsam weiter. Die Kilometer schmelzen nur noch ganz langsam. Es geht auch immer weiter hoch und gar nicht mehr runter.

Ich nehme mir fest vor, es nicht zu übertreiben. Besser doch das Zelt aufschlagen, bevor ich mich total kaputt fahre, aber die Beine wollen auch weiter. Ich muss sie nicht zwingen. Sie drehen sich langsam und locker immer weiter weil sie sich auch auf ein warmes Essen und ein warmes Bett freuen.

Schließlich erreiche ich Pradelles. Es liegt auf 1200 m Höhe und wirkt ziemlich ausgestorben. Bevor ich mir sorgen machen kann, ob ich hier ein Hotel finde, führt mich ein einsamer Passant auf dem Marktplatz in eine Herberge, die ich nicht als solche erkannt hätte. Eine asiatische Großfamilie schmeißt den Laden. Oma managt alles und wird mir als „Patron“ vorgestellt. Die Uroma kocht in der Küche. Die Tochter sieht ziemlich gut aus und sitzt den ganzen Abend dekorativ im Gastraum. Die Enkel sind am besten. Sie haben viel Freude daran, sich als Bedienung zu betätigen. Das Mädchen ist heute sieben geworden. Mit einem großen Strahlen auf ihrem Kindergesicht serviert sie mir einen Gang nach dem anderen. Der Junge ist vielleicht drei oder vier. Er eifert seiner großen Schwester fleißig nach und versucht sich eifrig mit mir zu unterhalten. Ihm wird zwar ständig gesagt, dass der Gast nur Englisch spricht aber das kann ihn in seinem Eifer nicht großartig bremsen.

Drei Höhepunkte des Tages:

3. Der Blick nach dem ersten 1000 m Pass hinter dem Rhonetal in die unendliche Bergwelt vor mir.

2. Das Picknick am Straßenrand als sich doch mal kurz die Sonne blicken lässt.

1. Warmes Essen. Warme Dusche. Warmes Bett.