Über das Pro und Contra des Riemenantriebs ist bereits viel diskutiert worden. Dass immer mehr Fahrräder vom coolen Fixie über das Sorglos-Stadtrad bis zum Pinion-Reiserad mit dem schmierfreien Zahnstrang ausgestattet sind, darf zumindest als Beleg seiner Beliebtheit gewertet werden. Uns hat interessiert, welche Erfahrungen Riemenfahrer bisher mit der vorgeblich unkomplizierten Antriebstechnik gemacht haben – und wir haben unsere Leser gefragt.
Das Patent zum Riemenantrieb für Fahrräder gibt es schon seit 1977, erst seit etwa sieben Jahren verbreitet er sich an Serienrädern. Im Vergleich zum identisch ausgestatteten Rad mit Kettenantrieb kostet ein Belt-Drive-Bike etwa 200 bis 250 Euro mehr, die Lebenszyklen sind länger als bei Ketten, eine Wartung laut der Erfahrung unserer Leser nahezu nicht nötig, was als größter Vorteil empfunden wird. Mehrkosten amortisieren sich dagegen kaum, da neue Riemenscheiben bei Ersatz (noch) deutlich teurer sind als Kettenblätter und Antriebsritzel.
Ein „Belt“ in passender Länge ist etwa 80 Gramm leichter als eine genauso lange Kette. Aktuell vertretene Anbieter von Antriebsriemen im Fahrradbereich sind Continental und Gates. Für die Zugfestigkeit sorgen bei beide Anbietern inzwischen Carbonfasern – Continental hatte bei der Einführung des Systems zunächst auf Aramidfasern gesetzt. Beide Hersteller bieten außerdem inzwischen Enstiegsvarianten des Riemenantriebs an, um auch günstigere Fahrräder mit dem sauberen Antrieb ausrüsten zu können. Sie setzen dabei den gleichen Riemen ein, fertigen aber die teuren Ritzel aus einem Kunststoff (Gates) oder einem Mix aus Kunststoff und Edelstahl beim kleineren hinteren Ritzel (Conti). Im Test von aktuellen Trekkingrädern mit Riemenantrieb überzeugte der günstige Gates-Riemen, der unter dem Kürzel „CDN“ gehandelt wird, mit geräuschlosem Lauf und direktem Antriebsgefühl. Über die Haltbarkeit dieser Bauart liegen uns allerdings noch keine Erfahrungen vor. Die Aussagen der Leser beziehen sich sämtlich auf Metall-Riemenscheiben.
Riemen werden geschlossen geliefert. Daher muss der Rahmen am rechten Hinterbau über ein Rahmenschloss zu öffnen sein, um den Riemen zu montieren. Wichtig: Kein Riemen mag Kräfte quer zur Laufrichtung, sei es durch Schläge, Bewegung im Rahmen oder schiefen Lauf! Spürbare Unterschiede zwischen den Herstellern entdeckten wir im letzten Test nicht.
Und das schrieben einige unserer Leser:
Dirk Fortenbacher, F&F die Kaffeerösterei, Kaffee Fleck GmbH: Wir betreiben eine Rösterei in Reutlingen und ich bin auch noch begeisterter Radfahrer und lese natürlich immer das RadTouren Heft. Wir betreiben ein Lastenrad mit Riemenantrieb. Außer meiner Frau (siehe Bild) fahren wir täglich unseren Kaffee aus. Lasten bis zu 150KG sind dabei alltäglich und Steigungen mit bis zu 10% sind bei uns hier im Ländle normal. Unser Lastenrad war den ganzen Winter bei allen Temperaturen täglich (seit Dezember 2.500 km) im Einsatz. Bisher keine Probleme, kein Quietschen, kein Verschleiß. Es tut einfach was es soll – ein ganzes Auto ersetzen. Ich möchte nie mehr eine Kette am Rad. Ich habe das Rad gleich beim Kauf mit Wachs eingesprüht und seither nichts mehr gemacht – die Nabenschaltung mit Riemen ist perfekt.
Privat nutze ich ein umgebautes CUBE SUV hybrid Race 500 27.5 mit Riemenantrieb, Nuvinci und Bosch Motor. Wir machen immer ausgedehnte Touren mit einem Anhänger mit 50KG Gepäck. Das Rad hat jetzt 4.500km absolviert und wie unser Lastenrad immer perfekt funktioniert. Auch hier nie wieder Kette.
Hans Dieter Richert: Habe mir im April diesen Jahres ein Blue Label Charger mit Bosch-Antieb (S-Variante), Nuvinci und Riemen zugelegt. Ich habe bisher zwar erst 5.600 km damit gefahren, bin aber mehr als zufrieden damit. War im Mai damit im Elbsandsteingebirge und Elberadweg unterwegs, eine Tour von knapp 1.450 km in der alles vorkam, von Bergfahrten häufig im Turbo-Modus, über Waldwege,Sandwege, Rüttelpisten und Regenfahrten. Ich brauchte mich um den Antrieb unterwegs in keinster Weise zu kümmen. Absulut geräuschlos, moderat gespannt ist bis jetzt noch keine Längung festzustellen. Auch ein Unfall mit einem KFZ überstanden Rad und Riemen ohne Blessuren. Selbst die blaue Beschichtung auf dem Riemen ist noch nicht abgenutzt. Bisher kann ich den Riemen uneingeschränkt empfehlen.
Dirk Eumann: Zum Thema Riementrieb kann ich auch ein wenig beitragen. Im Oktober 2014 habe ich zum Pendeln ein Breezer-Beltway 11 gekauft – mit Gates Riemen. Seither bin ich rund 4.000 Km gefahren. Mein Arbeitsweg führt über Asphalt und Naturwege. Wenn es regnet, ist das Spritzwasser mit grobem Dreck vermischt und wenn es trocken ist, wird der Riemen durch Staub belastet. Selten putze ich das Rad und bürste dann auch über den Riemen. Ich behandele ihn also völlig wartungsfrei und das funktioniert tadellos. Beim Breezer wird der Riemen über einen Exzenter im Tretlager gespannt sodass beim Aus- und Einbau des Hinterrades kein Einstellen des Riemens nötig ist (Die Position des Hinterrades ist fix). Bisher zeigt der Riemen noch keinen nennenswerten Verschleiß. Selbst wenn ich jetzt, nach 2 Jahren und 4.000 Km, den Riemen tauschen müsste, käme für mich derzeit keine Alternative in Frage.
Bernd Richter: Ich bin 68 Jahre alt, fahre sehr gerne Rad und kaufe mir auch regelmäßig ihre Zeitschrift weil ich dadurch stets über die Neuerungen in der Fahrradtechnik auf dem Laufenden bin. Außerdem bekomme ich gute Anregungen für neue Touren. TOP !!!! Von den Fahrradtests halte ich nicht viel, weil diese Tests für eine andere Zielgruppe, als für mich, mit einer Körpergröße von 1,96 und einem Gewicht von 100 kg, konzipiert sind.
Eine gewisse Vorsicht ist beim fahren mit langen, etwas weiteren Hosenbeinen angesagt.