Das Vitess Ltd. ist traditionell ein Preis-Leistungs-Bestseller im Programm von Bergamont. 2016 überschreitet es erstmals die magische 999 Euro-Marke. Immer noch ein Schnäppchen?
Die Preise für Fahrräder sind 2016 allgemein gestiegen. Dafür ist auch unser letzter Test von Trekkingrädern (RADtouren 2/16) ein klarer Beleg. Hier zeigte sich, dass viele Hersteller an unauffälligen Stellen günstigere Teile verbauen, um psychologisch günstige Preise zu halten, die sogenannten Eckpreislagen. Bergamont geht einen anderen Weg: Die Hamburger halten bei ihrem Bestseller Vitess Ltd. das Ausstattungsniveau. Gut so, denn in der langen Liste der Anbauteile gibt es keines, auf das wir gerne verzichten würden. Seien es die wartungsarmen Magura HS11-Bremsen, die Shimano XT-Schaltung gepaart mit XT-Nabe im Hinterrad oder der leichte und leicht laufende SP-Nabendynamo, der einen sehr lichtstarken B&M Cyo-Scheinwerfer „befeuert“. Die gesamte Ausstattung ist klug zusammengestellt.
Auch der Aufwand, den Bergamont in Details betreibt, ist für ein Serien-Trekkingrad beachtlich. Das beginnt beim belastungsgerecht hydro-geformten Aluminiumrahmem, der mit einer samtigen Lackschicht überzogen ist, nebst passender Gabel mit Lowrider-Ösen (praktisch, wenn es mal auf große Tour gehen soll). Aber vor allem in Sachen Ergonomie ab Werk wird einiges geboten: So wächst die Lenkerbreite nur proportional zur Rahmenhöhe – in Zeiten allgemein ständig breiter werdender Lenker ein echter Vorteil. Clever ist auch die Winkelverstellung des Vorbaus über eine drehbare Hülse gelöst. Auf diese Weise lässt sich der Lenker um rund 1 cm in der Höhe variieren, ohne das Gewicht ebenfalls mit einem schweren Vorbau in die Höhe zu treiben.
Das Ganze ist bekanntlich mehr als die Summe seiner Teile. Hier liegt die eigentliche Stärke des Bergamont: Komponenten, Rahmengeometrie und Ergonomie fügen sich zu einem harmonischen Ganzen, einem sportlichen Trekkingrad im besten Sinne. Das niedrige Gewicht von 13,7 kg, die leicht geneigte Sitzposition, der verwindungssteife Rahmen, die besonders leicht laufenden Schwalbe Marathon Racer-Reifen, die gut dosierbaren Bremsen, die Fahrsouveränität – alle zahlen auf das gleiche Konto ein: den Spaß an der schnellen, leichten Fortbewegung. Da passt sogar die eher niedrige Gewichtszulassung des vorbildlich alltagstauglichen Gepäckträgers ins Bild. Und die ungewöhnliche Ritzel-Kassette der 10-Gang-Schaltung wird zum Vorteil. Mit einem recht kleinen „28er“ als größtem Ritzel verzichtet sie auf den typischen „Trekking-Berggang“, den ein 32er-Ritzel offerieren würde. Dafür bietet sie eine enge Gangabstufung. Das ermöglicht das Feintuning der Trittfrequenz in der Ebene. Etwas haben wir aber doch zu „kritteln“ gefunden: Die Ergo-Griffe besitzen für unserem Geschmack eine etwas zu harte Griffkante.
Fazit: So vernünftig kann ein Fahrspaß-Trekkingrad sein. Das Bergamont Vitess Ltd. beweist, dass solide Machart und hohe Alltagsqualität mit Leichtigkeit des Fahrens zusammengehen. Damit hat es – unabhängig vom nach wie vor attraktiven Preis – das Zeug zum Evergreen.
Technische Daten
Bergamont Vitess LTD, 1.099 Euro: Trekkingrad; Rahmen: Alu/1.100 mm; Gabel: Alu, starr mit Lowrider-Ösen; Gewicht: 13,7 kg; Größen: 48, 52, 56, 60 cm; Schaltung: Shimano XT 3×10 Kettenschaltung; Bremsen: Magura HS11 hydr. Felgenbremsen; Kurbel: Shimano FC-T551, 26/36/48 Z., Hollowtech II Innenlager; Naben: vorne SP Dynamo Hub PV-8, hinten Shimano XT; Gepäckträger: Racktime System mit Spannfeder, max. 10 kg; zul. Gesamtgewicht: 130 kg; Entfaltung: 2,05–8,82 m/Pedalumdrehung; Laufräder: Alexrims Felgen, 32/32 Speichen geöst mit Schwalbe Marathon Racer 40-622; Licht: vorne B&M IQ Cyo N Plus (Standlicht), hinten B&M Toplight View Plus (Standlicht); Lenker/Vorbau: Alu gerade (620 mm)/Alu, starr; Sattel/Stütze: Selle Royal Ariel/Alu, starr; Garantie: Rahmen 5 Jahre, Gabel 2 Jahre; Besonderheiten: 2 Paar Flaschenhalterösen, SKS Schutzbleche. bergamont.de