Ein neuer Reichweitenrechner von Bosch im Internet ermittelt, wie weit man mit dem eigenen E-Bike wahrscheinlich fahren kann. Das können die Bordcomputer auch – aber nicht so gut und so lehrreich, wie wir finden.
Wer die Reichweite seines E-Bikes voraussagen wollte, hatte bislang kaum gute Prognose-Chancen. Möglichkeit eins: E-Bike starten, gewünschten Fahrmodus wählen, Losfahren und am Display solange durchklicken, bis unten „Reichweite“ steht. Der Nachteil: Schon am ersten längeren Berg schmilzt die Angabe auf dem LCD-Monitor des E-Bikes wie Butter in der Sonne. An einem typischen Anstieg im Mittelgebirge mit Tagestouren-Gepäck auf dem Träger können schon mal die Kilometer um 10 bis 15 Zähler purzeln. Je nach Fahrmodus auch mehr. Sprich: Wer vor dem Berg im Tour-Modus glaubte, noch 20 Kilometer fahren zu können, sich am Berg zu wenig unterstützt fühlte und auf „Sport“ schaltete, kam schon mal oben an und blickte auf eine blinkende einstellige Reichweiten-Zahl auf dem Computer. Möglichkeit zwei: Erfahrung und Einschätzung der Reichweite auf Tour. Das funktioniert gut, wenn das Terrain bekannt und die Erfahrungsschatz über die eigene Reichweite unter verschiedenen Bedingungen wirklich groß ist. Doch was, wenn das Terrain recht unbekannt ist?
Da hilft der neue E-Bike-Reichweitenrechner von Bosch. Und zwar ganz gut, wie wir bei einem Kurz-Check feststellten. Auf der Bosch-Seite lassen sich nämlich fast alle Stellgrößen regulieren, die die Reichweite eines E-Bikes beeinflussen. Ein Programm im Hintergund berechnet daraus die wahrscheinliche Kilometerzahl, die zurückgelegt werden kann, bevor der Akku leer ist. So will der Reichweitenrechner zum Beispiel wissen, wie schnell man tritt, welches Profil die Reifen besitzen, oder wie stark der Wind weht. Wichtig ist aber auch, wie schwer Rad, Fahrer und Gepäck insgesamt sind.
Lehrreiche Einstellung
Schöner Nebeneffekt des einfach zu bedienendes Werkzeugs: Man sieht sehr gut, welche Faktoren die Reichweite am meisten beeinflussen. So hat man schnell vor Augen, dass der Fahrmodus eine ganz entscheidende Wahl ist. Auch die Fahrgeschwindigkeit wirkt sich stark aus. Gemütliche Tourenfahrer können es mit 18 km/h im Tour-Modus weit bringen: 86 Killometer sind drin. Dagegen lässt sich durch Optimierung des E-Bike-Reifenprofils nur wenig Reichweite gewinnen. Nur fünf Kilometer mehr holt der Trekkingreifen gegenüber dem stark profilierten Enduro-Pneu in unserer Beispielrechnung raus. Die Simulation unserer Teststrecke, über die wir schon viele E-Bikes mit dem vom Rechner angenommenen 400-Wattstunden-Akku fahren ließen, ergab ziemlich ähnliche Werte, wie sie auch in der Praxis vorkommen. Nämlich zwischen 60 und 75 Kilometer Reichweite bei hügeligem bis mittelgebirgigem Terrain und 115 kg Systemgewicht. Übrigens: Auch knieschonend schnelles Pedalieren spart E-Bike-Reserven.
FAZIT
Danke, Bosch! Der neue E-Bike-Reichweiten-Rechner leistet hilfreiche Aufklärung. Ein erster Schritt, um die verwirrenden, hohen Reichweiten-Angaben der Fahrradhersteller einordnen zu können, bis eine verbindliche Verbrauchsermittlung wie beim Auto da ist. Vor allem potentiellen E-Bike-Käufern gegenüber ist das ehrlich. Schade, dass nur Bosch ein derartiges Instrument anbietet.