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Pamir Highway

Zum ersten Mal begegnen mir Ausla?ufer des Pamir-Gebirges in Form von schlammigen Wassermassen auf dem Weg nach China in der trockenen Karkum-Wu?ste. Das fu?r viele fast unbekannte Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland. Ja?hrlich ziehen dutzende Reiseradler in den Sommermonaten u?ber den Pamir, Bindeglied zwischen der tadschikischen Hauptstadt Duschabe und der kirgisischen Stadt Osch. Mit einer recht großen Gruppe verlasse ich die kleine Hauptstadt und finde mich wenige Tage spa?ter in einer steilen Felsschlucht wieder, welche Afghanistan von Tadschikistan trennt. Die holprige Piste fu?hrt entlang eines wilden Flusses, der in den vergangen Tagen ganze Straßenstu?cke aus den Felswa?nden gerissen hat, die nun links und rechts emporragen. Die hohen Schneemassen des vergangenen Winters schmelzen unter der Sommersonnenhitze dahin, und mit ihnen sackt auch die eine oder andere wackelige Bru?cke unter den scha?umenden Fluten zusammen. Schlammlawinen mu?nden aus Seitenta?lern, Kilometer sammeln sich nur widerwillig auf dem Tacho. Der autonomen Provinz Berg-Badachschan folgen wir fu?r 20 Tage auf dem Grenzpfad. Die Lage zwischen Tadschikistan und Afghanistan ist angespannt, das Milita?r patrouilliert. Aber es ist viel mehr die unerreichbare Kultur am anderen Flussufer, die mein Interesse weckt. Kleine Do?rfer am Flussufer, gebaut aus Lehm und Stroh, vereinzelte Ba?ume und Menschen in Kutten, oft mit u?berladenen Packeseln folgen einem noch viel du?nneren Pfad. Ein Dasein in einfachsten Lebensformen, im Schatten der Berge. Gelegentlich trennt uns nur ein Steinwurf voneinander. Aber es ist doch so viel mehr, was mich zuru?ck ha?lt, dieses wunderscho?ne Land Afghanistan zu besuchen. Auch auf der tadschikischen Uferseite ist es pra?chtig. Kleine Do?rfer, behutsam angelegte Gemu?sega?rten, duftende Blumen und Hohlza?une, zwischen denen Rinder und Schafe grasen. Mit einem Mal taucht man in ein anderes Zeitalter. Keine Verbindung zur Außenwelt, keine Hektik. Noch fehlt mir etwas Russisch (oder Pamiri) zur Versta?ndigung. Das erlernt sich allerdings rasch. Die Verbindung zu den Menschen ist a?ußerst angenehm. Ich entscheide mich, den Pamir sowie die Gruppe zu verlassen und auf eigene Faust fu?nf Tage einem Wanderpfad fu?r Nomaden und Hirten zu folgen. Er fu?hrt durch den Zurkul Nationalpark, vorbei an Gletscherseen u?ber ein gru?nes Plateau mit weitem Blick auf den Hindukusch. Mit nur diesen Informationen und der Aussicht keine andere Seele zu treffen, fahre ich leicht aufgeregt mit 20 kg Lebensmitteln durch den letzten Milita?r-Checkpoint. Erst nachdem ich eine Runde Wodka spendiere, la?sst man mich endlich passieren. Es werden die wohl intensivsten und landschaftlich scho?nsten Tage, die ich auf dem Fahrrad erleben durfte. Diese Gegend tra?gt den Namen „Das Dach der Welt“. Und so fu?hlt es sich auch an. Ein greifbar blauer Himmel, endlos sattes Gru?n, welches sich durch die Ta?ler bis hin an die Flanken der weißen Riesen schmiegt. Berglandschaften, die einen fo?rmlich einsaugen und sich in ihrer Scho?nheit kaum fotografieren lassen. Wunderscho?ne Plateaus liegen vor mir – Paradiese einer kargen Stille. Einzig ein kleiner verlorener Trampelpfad weist mir den Weg. Nach drei Tagen erreiche ich die ersten Nomaden, u?bernachte in einer Jurte aus dem Bilderbuch. Ein Magen gefu?llt mit Yakbutter und wildem Marco-Polo-Schafsfleisch schafft eine willkommene Abwechslung zu Reis und Pasta. In der Jurte ist es kuschelig warm, hat es doch nachts klirrende -10°C hier oben auf dem Dach der Welt. Jedes Tal bringt ein neues Geschenk, entpuppt es sich doch neuartiger als jenes zuvor. Ich bin entzu?ckt, kann diese Scho?nheit der Felsformationen und Farbmuster, diese unglaubliche Weite und Einsamkeit kaum erfassen. Manchmal vergesse ich fast, auf welcher Ho?he ich mich befinde. Eines Abends ist das Wasser in meinen Flaschen leer. Auf einmal erspa?he ich auf einem Berg ein großes, fremdartiges Bauwerk, wie ich spa?ter herausfinde das Shorbulak Observatorium. Kurz entschlossen mache ich mich auf und schiebe fu?r eine Stunde mein Fahrrad qualvoll auf den 4.400er. Jeder Atemzug fa?llt hier schwer. Die Sonne geht schon unter, als ich auf dem Gipfel ankomme. Keine Menschenseele! Ich verzweifle fu?r einen Moment und entscheide dann, in das runde Geba?ude einzubrechen. Ich finde Protokolle u?ber Sternexplosion und komplizierte Rechnungen, alte Pelzjacken und versteckte Liebesbriefe. Jegliche Notizen ho?ren nach dem Mai 1982 plo?tzlich auf. In einem Schrank stehen noch Salz, Butter und Konserven, welche seit 25 Jahren ihrem Ablaufdatum nachtrauern. Und dann steht da neben einem Kachelofen ein alter verschlossener Wassertank. Drei Liter braunes Wasser kann ich ihm entnehmen. Es reicht fu?r eine schmackhafte Mahlzeit und schwarzen Kaffee. Den ho?chsten und letzten Pass – genannt Ak-Baital – erklimme ich zusammen mit Micha, einem Schweizer. Radfahren auf einer Ho?he von viereinhalbtausend Metern, wie es die ho?chsten Berge der Alpen kaum schaffen. Stolz schießen wir ein Foto, ko?nnen kaum reden, da das Atmen schwer fa?llt.

Geeignet für

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