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Wie smart ist Smartbiken mit Cobi? Ein Erfahrungsbericht

Alles ist vernetzt, der Helm mit dem Smartphone, das Smartphone mit dem Fahrrad und der Radfahrer mit der Navigation aus dem Internet. Wenn alles beim Pedalieren so schön miteinander kommuniziert, dann heißt das Connected Bike. Unser GPS-Experte Thomas Froitzheim hat Erfahrungen mit dem Connected Bike-System von Cobi gesammelt.
Schick und stylish kam es an, das Testset von Cobi, die Ankündigungen und Anleitungen verkündeten eine einfache Bedienung.

Cobi, Wald
Im Wald blieb mein Cobi stehen und zeigte merkwürdige Routenberechnungen weit abseits des eigenen Standortes. Bild: Froitzheim

Bei der Installation ergaben sich dann aber schon die ersten kleinen Hindernisse.
Der Quick Start Guide ist zwar nett gemacht, aber beinhaltet nicht die Frage, wie man die Batterie auflädt. Warum ist die Ladebuchse nicht außen am Gehäuse angebracht? Dann kam es zu den ersten Hakeleien: Erstens war das deutsche online-Benutzerhandbuch gerade nicht verfügbar, man wurde auf die englische Seite umgeleitet. Zweitens stand dort einfach“ das Batterypack kann entfernt werden“. Aber wie, darüber schwiegen sich die Cobi-Strategen aus. Die Entriegelungs-Mechanik widersetzt sich zunächst meinen Befreiungsversuchen, erst kurz vor dem Einsatz des Schraubenziehers gibt der Mount das Batterypack frei. Zum Aufladen liegt ein USB-Ladekabel bei, aber kein Netzteil. Egal, das gibt es ja mehr als genug im smarten Haushalt. Nach einiger Zeit an der Ladestation entschließt sich die LED, rot zu blinken, und hört dann auch nach Stunden nicht mehr auf. Irgendwann beschließe ich dann, dass das Batterypack nun voll sein müsse, und trenne es vom Ladekabel.
Bei vielen Rädern ist der Platz am Vorbau schon belegt
Die Anbringung glänzt nicht gerade durch Flexibilität. Bei vielen Rädern ist der Platz am Vorbau schon belegt, durch eine Lenkertaschenhalterung, ein KlickFix-System oder Ähnliches. Ob man den smarten Klotz wirklich schick findet, muss jeder selber entscheiden. Immerhin wirkt er sicherlich für einige Biker ziemlich cool.
Cobi, App
Cobi-App – Zugriff auf Kontakte.png = warum braucht Cobi unbedingt Zugriff auf die eigenen Kontakte? Bild: Froitzheim

Ich versuche, den Cobi-Hub an meinem Reiserad-Lenker zu befestigen. Leider hat der einen Durchmesser von 26 mm. Und das passt nicht in die Cobi-Welt, denn neben dem Originaldurchmesser von 30 mm liegen Distanzgummis für 22 und 25,4 mm in der Packung. Für meinen Fall wirklich ausgesprochen umständlich, denn ich muss irgendwas um meinen Lenker wickeln, damit der 4 mm dicker wird. Nach ersten fummeligen Versuchen breche ich ab und entscheide mich, Cobi an meinem Mountainbike zu befestigen. Das hat einen der passenden Lenkerdurchmesser von 30 mm. Nach wieder etwas Gefummel klappt’s dann auch – die Schrauben der Halterungsschelle sind sehr kurz geraten, aber dabei hilft ein sehr langer Inbusschlüssel aus dem Cobi-Set. Mit 380 Gramm (inkl. Akku) ist der Cobi -Hub nicht wirklich leicht, dazu kommt mein Smartphone mit 150 Gramm. Das Rücklicht wiegt hingegen nur 60 Gramm, das ist OK.
Die Universal-Smartphone Halterung wird einfach aufgesteckt und mit zwei winzigen Schrauben gesichert, wobei diese Schrauben keine Sicherung in Form von Sicherungspaste besitzen. Einmal rausvibriert, fort für immer. Aber über den kleinen Schrauben soll ja das Smartphone sitzen. Bei mir setzte zunächst das große Stirnrunzeln ein, denn diese Halterung weckt nicht unbedingt den Eindruck einer wirklich sicheren Lösung. Im Test gab es aber keine Probleme, auch beim Mountainbiken hielt das Smartphone wirklich gut, was an sich schon eine Leistung ist.
Aber: Warum kann ich mein Smartphone nur in Querrichtung montieren? Gerade für den Navigationsbetrieb wäre längs viel praktischer, weil man auf der Karte in Fahrtrichtung mehr erkennt. Viel ärgerlicher: Die Klemme verdeckt den Ein/Aus Schalter und den Lautstärkeregler meines Smartphones. Ein Problem, das viele nicht auf bestimmte Smartphones angepasste Halterungen besitzen, aber dennoch nicht smart. Behelfsweise kann man ab und an beim Anhalten das Smartphone etwas aus der Halterung lösen, verschieben, schalten, dann wieder das Ganze zurückversetzen in die Klemmung.
Cobi App
Trotz Mountainbike-Profil empfiehlt mir das Cobi immer wieder Strecken entlang Bundesstraßen oder auf asphaltierten Wegen, obwohl es genügend Wege quer durch den Wald gibt, die sogar noch kürzer sind. Bild: Froitzheim

Ein Kabel funktioniert zuverlässig
Der Daumenschalter ist schön groß und griffig geraten. In Sachen Konnektivität setzt er auf die Mutter aller Verbindungen – ein Kabel zum Hub. Das ist aber wiederum relativ kurz geraten. Für die meisten aller Urban-Bikes mit ihren schmalen Lenkern wird es wohl passen, aber ein Randonneur- Lenker verlangt schon mal nach einer freieren Lösung – oder einem längeren Kabel. Warum wird hier nicht Bluetooth eingesetzt? Weniger Kabel wäre sicherlich auch schöner. Aber es funktioniert zuverlässig, und das ist die Hauptsache.
Die Cobi-App ist schnell installiert, aber warum will sie auf meine Kontakte zugreifen? Das ist für mich immer ein suspektes Zeichen. Die Kontakte gehören jedoch offensichtlich zur Cobi-Welt, aber man muss ja nicht alles ausprobieren.
Cobi App
Die Streckenalternativen (schnellste/kürzeste/ruhigste) zeigen häufig nur geringe Variationen – wirkliche Alternativen sind es somit nicht. Bild: Froitzheim

Sehr ärgerlich ist das Eigenleben des Hubs: Cobi meldet sich immer wieder zu Wort, auch wenn es ausgeschaltet wurde. Plötzlich geht das Licht an, oder ein merkwürdiger Warnton schallt durch den Flur. Kann man sicher irgendwie abstellen, aber für diese Suche fehlt mir inzwischen die Lust.
Die Kopplung von Smartphone und dem Cobi-Modul geht wirklich gut, auch das folgende Firmware-Update läuft problemlos durch. So, der Bluetooth-Herzfrequenz-Gurt ist nun gekoppelt, jetzt muss noch eine offline-Karte folgen. Leider fragt mich Cobi nicht danach, ob ich sie auf meinem knappen internen Speicher ablegen möchte oder auf der Speicherkarte. Glücklicherweise kann ich auch einzelne Städte herunterladen oder auch ein Bundesland. In meinem Falle schlägt NRW mit ungefähr 300 MB zu Buche, ganz Deutschland würde 1,2 GB benötigen. Tolle Idee, und immer wieder gut: die Zoomfunktion über den Lenkerschalter. Das möchte man nicht mehr missen.
Auf den folgenden Testfahrten probiere ich immer wieder die Navigation. Voreingestellt ist mein Mountainbike-Profil, und dabei erwarte ich eigentlich die Bevorzugung von nichtasphaltierten Strecken. Das funktioniert leider fast überhaupt nicht. Immer wieder schlägt Cobi mir Strecken auf asphaltierten Wegen vor, die häufig sogar mit größeren Umwegen verbunden sind als die direkten Wege durch den Wald. Zwischen schnellster, kürzester und ruhigster Strecke sind häufig kaum Unterschiede auszumachen.
Interessant und prima: Cobi kann offline navigieren. Mein Smartphone befindet sich im Flugmodus, dennoch kann eine Strecke berechnet werden. Ohne eingeschaltete Bluetooth-Funktion weigert sich Cobi allerdings, zu navigieren.
Über ein Bluetooth-Headset lasse ich mich per Sprache führen. Die Qualität der Sprachansagen ist hervorragend, aber inhaltlich sind es häufig Fehlinformationen, insbesondere im Kreisverkehr. Dort erhalte ich nicht selten Abbiegekommandos, die mich zum vorzeitigen Verlassen des Kreisverkehrs auffordern, obwohl es eigentlich nur geradeaus durchgeht.
Schade: nach einer Aufzeichnung der Strecke wird man nicht gefragt, und sie ist auf der Karte nicht ersichtlich. Deswegen erscheint auch keine „Trackspur“, an der man sich orientieren könnte. Leider hat das Cobi vorauseilenden Gehorsam: Es zeigt bei mangelndem GPS-Empfang nicht die wirkliche Positionsmessung, sondern ein Teilstück voraus auf der berechneten Strecke- selbst wenn man diese schon längst verlassen hat. Erst nach etwa 50 Metern schwenkt die Anzeige plötzlich auf den Weg, den man in Wirklichkeit fährt. Bei dieser Distanz hätte ein normales GPS-Gerät schön längst die Abweichung angezeigt.
Cobi App
In der Stadt ergeben sich vor allem in der Nähe von Zielen teilweise sehr merkwürdige Neuberechnungen. Bild: Froitzheim

Vor mir liegt ein großes Waldstück: Nach wie vor befinde ich mich im Mountainbike-Modus, aber das Cobi führt mich an der Bundesstraße entlang, immerhin mit Radweg. Jetzt, irgendwo auf freier Strecke, soll ich die Seite wechseln. Hier ist aber kein Übergang über die stark befahrene Bundesstraße, zudem würde ich drüben den Radweg auf falscher Seite benutzen. Diese Streckenführung macht sowieso keinen Sinn, weil ich durch diesen Schritt noch eine zusätzliche Ampelquerung hätte. Nur eines von mehreren Beispielen von falschen und umständlichen Streckenführungen.
Jetzt ist Cobi abgeschmiert, einfach stehengeblieben, mitten im Wald. Die Karte bewegt sich nicht weiter, obwohl ich eine deutliche Strecke weitergefahren bin. Zudem etwas tückisch, denn es erfolgt keine Fehlermeldung, zudem sind einige Funktionen auch noch ausführbar, sodass ich erst gar nicht auf die Idee komme, dass die Position verloren wurde. Erst ein kompletter Neustart von Cobi zeigt mich wieder an der richtigen Stelle auf der Karte.
Fazit:
Sorry, aber ich bin wahrscheinlich nicht der richtige Cobi-User. Den Daumenschalter finde ich toll und auch die Möglichkeit der Offline-Navigation (was aber auch kein Alleinstellungsmerkmal ist). Ansonsten kann ich nach meinem ersten Test nicht unmittelbar erkennen, welchen Mehrwert mir Cobi bringt – in einer besseren Form als bei anderen Apps. Einen neuen Scheinwerfer oder ein neues Rücklicht brauche ich nicht, und auch eine Klingel habe ich bereits. Zudem bin ich nicht so freizügig mit meinen Kontakten in einer App. Bei den Anwendungen treten zuviele Mängel auf. Ich habe auch nicht alle Funktionen durchprobiert, aber nach drei Tagen hatte ich auch erstmal keine Lust mehr. Die wichtigste aller energiebezogenen Fahrradkonnektivitäten fehlt Cobi aus meiner Sicht ebenfalls: Die Aufladbarkeit durch den Dynamo.
Insgesamt finde ich die Cobi-Idee durchaus interessant, aber ich warte noch auf Cobi 2.0 – 3.0, dann werde ich es mir noch einmal ansehen.

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