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Tasting Travels: Von Georgien nach Armenien

Roberto mit Fahrrädern auf einer Nebenstraße in Georgien
Unser erster Eindruck von Georgien bleibt: Es ist grün.

In Georgien haben wir so viele Fernfahrer gesehen wie schon lange nicht mehr. Genauer gesagt: seit in Wien der touristische Teil des Donauradweges vorbei war. Wir trafen auf einen Franzosen mit großen Plänen (Pamir Highway und Karakorum Highway), ein 62-jähriges deutsches Paar mit für Fernradler überraschend sauberen Klamotten und Taschen, einen alleinreisenden Engländer der sich über die Gesellschaft beim Couchsurfen freute und zwei Tage lang ununterbrochen plapperte und zwei weitere Franzosen mit Strohhut und Flipflops.
Roberto kommt eine Kutsche entgegen
Außerhalb der Hautstrecken teilen wir die Straße auch mit Kutschen und Traktoren

Ich kann ihre Entscheidung, durch Georgien zu radeln, gut nachvollziehen. Georgien ist ein kleines Land und bietet sowohl Berge als auch ein paar flache Straßen an. Da ich als Norddeutsche mich vor den Bergen noch etwas scheue und da es die direkteste Strecke in die Hauptstadt war, haben wir uns für eine flache Strecke entschieden. Viele Ausweichmöglichkeiten auf Nebenstraßen gab es leider nicht, also fuhren wir überwiegend auf der Hauptstraße. Diese teilten wir uns mit besagten Radlern, alten Ladas, schicken BMWs und unzähligen Kühen, die sich nichts aus dem Verkehr machten und die Straße überquerten wann auch immer es ihnen passte.
Annika radelt in Richtung Regenbogen
Wir genießen die allabendlichen Schauer, denn die Sonne brennt gradenlos

Von Batumi am Schwarzen Meer radelten wir zunächst am Botanischen Garten vorbei, verließen dann die Küste und machten uns auf nach Kutaissi. Der Weg war wie ein einziger großer Zeltplatz. Was haben wir schon an ungemütlichen Orten übernachtet, weil sich einfach kein flaches verstecktes Plätzchen anbot in dem wir Heringe einstecken konnten und dass weder zu tief (Überschwemmungsgefahr) noch zu hoch (bei Gewitter Blitzgefahr) lag. Nun hatten wir die Auswahl zwischen unzähligen Weiden die umgeben von Tümpeln, Flüssen und Büschen lagen. Um die Kuhfladen kümmerten wir uns dabei nur wenig.
Tropfsteine in der Prometheushöhle bei Kutaissi, Georgien
Die Tropfsteine werden bunt beleuchtet

In Kutaissi blieben wir ein paar Tage und besuchten den Sataplia Nationalpark mit der gleichnamigen Tropfsteinhöhle sowie die Prometheushöhle die mit 1400 begehbaren Metern besonders beeindruckend war. Von Kutaissi aus wurde es dann windig (natürlich von vorn) und hügelig. Mir graute es etwas vor dem Anstieg auf 1000 Meter Höhe, denn das Thermometer stieg und stieg und schon auf flachen Strecken tropfte mir der Schweiß von der Nase. 47°C zeigte der Tacho an, als ich mein Rad bei einer Pause in der Sonne parkte. Doch wir hatten Glück – auf der Strecke gab es genügend öffentliche Wasserhähne und alle paar Kilometer eine Gruppe von Straßenständen an denen wir Obst und Beeren kaufen konnten.
Roberto auf einer georgischen Nebenstraße mit Gänsen und Enten
Abseits der Hauptstraße fahren wir gemütlich und brauchen nicht mehr vor dem Verkehr reißaus zu nehmen

Die ersten knapp 40 Kilometer folgt die Straße dem Flusslauf, dann geht es stramm bergauf. Hinter einer Kurve schnaufe ich einem Schild entgegen. 8% Steigung zeigt es an. Ich erschrecke. Wenn dieser Anstieg schon so schwer war, wie soll ich denn dann die 8% schaffen? Doch erstaunlicherweise wird von hier an alles etwas flacher und bald haben wir es bis zum Tunnel geschafft. Ich schalte den Dynamo an, Roberto schnappt sich die Taschenlampe und schon sausen wir auf der anderen Seite wieder heraus. Es geht eine Weile bergab und zum Glück ist die Straße gut asphaltiert denn so können wir es uns gut gehen lassen und einfach rollen.
Roberto und Annika mit einer Gruppe georgischer Kinder
Die Kinder überprüfen unsere Straßenkarten, das Gepäck und den kaputten Tacho.

Parallel zum Pass gibt es auch eine Nebenstraße mit der wir geliebäugelt haben. Zum Glück trafen wir kurz vor der Abbiegung das deutsche Paar, das gerade von dort kam. „Wir mussten sogar die Schuhe ausziehen und barfuß durch den Schlamm laufen, die Räder haben sich kaum noch gedreht!“, jammerten die beiden und rieten uns dringend von diesem kleinen Umweg ab. Da haben wir aber Glück gehabt. Einige Kilometer hinter dem Pass suchten wir uns dennoch eine Nebenstraße. Auf den kostenlosen Landkarten der Touristeninformationen war sie nur undeutlich eingezeichnet, also hielten wir uns immer an die tiefsten Reifenspuren. Wir genossen die Nebenstraße sehr, denn teilweise war sie asphaltiert und es gab so gut wie keinen Verkehr. Zu unserer linken blickten wir auf den großen Kaukasus in der Ferne und zur rechten auf den Kleinen. Dazwischen waren nur wir, ein paar Bienen und Vögel, hin und wieder ein Dorf und unzählige kunterbunte Blumen auf den satten Feldern. Leider war der Spaß bald vorbei, denn wir erwischten scheinbar doch eine falsche Abbiegung und landeten kurz vor Gori wieder auf der Hauptstraße.
Ein Hinweisschild auf der Autobahn zeigt an, dass es noch 1200 Kilometer bis Teheran sind.
Auf der Autobahn wird in anderen Dimensionen geplant

Die Hauptstraße verwandelte sich bald in eine Autobahn mit breitem Seitenstreifen und wir fuhren wieder schneller. Bis Tiflis gab es kaum Verkehr und von der befürchteten Rushhour spürten wir nichts. Die Fahrer waren sehr rücksichtsvoll, das schließt sogar Taxi- und Busfahrer ein, die uns sonst gerne aus dem Weg hupen und quetschen.
Wir empfinden Tiflis als sehr schön. Wie in den meisten georgischen Städten fuhren wir zunächst durch alte graue Hochhäuser aus Sowjetzeiten. Besonders einladend sind Stadtränder ja selten. Doch je weiter wir uns dem Zentrum näherten, umso mehr moderne Gebäude mischten sich dazwischen. Als wir schlussendlich durch die Altstadt radelten waren wir hellauf begeistert von so viel moderner Architektur, Kirchen und Statuen.
Ein Fahrradreifen im Vordergrund und eine große Fahrradstatue im Hintergrund
Wir sind nicht die einzigen Fahrradfreunde in Tiflis

Wir blieben fast zwei Wochen in Tiflis, denn wir haben viel Arbeit angesammelt und viele Freundschaften geschlossen. Als wir uns sicher sind, dass trotz vermehrter Unruhen an der Berg-Karabach Grenze keine Gefahr für uns besteht, machen wir uns endlich auf zur Weiterfahrt. Auf dem Weg nach Süden wird die Landschaft karger. Die ganze Zeit war es grün um uns, saftige Weiden und Bäche sahen wir zu allen Seiten. Nun blickten wir auf vertrocknete Hügel und karge Getreidefelder. Als sich doch ein Fluss kreuzte nahmen wir die Gelegenheit beim Schopfe und schlugen – in respektvollem Anstand natürlich – unser Zelt auf. Am nächsten Morgen konnten wir uns mit einem Bad im Fluss und frisch gewaschener Wäsche von Georgien verabschieden, denn es waren nur noch ein paar Kilometer bis zur armenischen Grenze.
Annika mit Fahrrad vor einem Getreidefeld
Auf dem Weg zur armenischen Grenze

Die Visaprozedur ging schnell und unkompliziert und schon waren wir im gefürchteten Armenien. Armenien verbinde ich mit Bergen. Berge verbinde ich mit Anstiegen und Anstiege mit Muskelkater, schlechter Laune und Krämpfen im Nacken. Dennoch haben wir uns gegen Aserbaidschan und für Armenien entschieden. Der Auslöser war das weit günstigere Visum, die wunderschöne Landschaft und die Lust in ein Land zu fahren, das nicht auf der typischen Nach-Osten-Fahrer-Route liegt. Nun radeln wir durch die armenischen Berge und ich bin hellauf begeistert von den gastfreundlichen Menschen und der Natur. Unser nächstes Ziel heißt Iran. Dort wollen wir so viele Visa wie möglich für die nächsten Länder beantragen. Damit wir dabei nicht in Verzug kommen und am Ende in Nordchina eingeschneit werden, müssen wir uns wohl etwas sputen. Wir hoffen auf Rückenwind und gnädige LKW-Fahrer an den schlimmsten Anstiegen.
Text / Fotos: Annika Wachter. Zurzeit unterwegs mit dem Rad um die Welt.

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