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Mountainbike Tour in OBERBAYERN an der KAMPENWAND

Urgemütliche Hütten, liebliche Almwiesen und ein atemberaubender Blick auf den Chiemsee – die 1668 Meter hohe Kampenwand ist einer der schönsten Aussichtsberge in Bayern. Der Aufstieg mit dem Mountainbike hat es aber in sich.

TEXT & FOTOS: NORBERT EISELE-HEIN

Der Michi aus Aschau weiß genau Bescheid: „Den Trail haben wir unserem Kini zu verdanken. König Ludwig II. Hat Theodor von Cramer-Klett, einen Nürnberger Großindustriellen, seinerzeit zum Freiherrn ernannt. Und weil jener zu diesem Titel einen passenden Landsitz brauchte, hat er sich hier im Schloss Hohenaschau niedergelassen. 1875 war das. Und schon ein Jahr später hat er den Reitweg anlegen lassen.“ Der Patriarch war als Wegbereiter der Eisenbahn in Bayern ein hochverdienter Mann. Michi kennt sich freilich nicht nur in der Historie aus, auch über das Klima kann er gut fachsimpeln. Die Sonne hat hier, so lässt er seine radelnden Begleiter wissen, eine nicht zu unterschätzende Kraft. „Passt auf, gleich saust sie runter wie ein Handkantenschlag. Trifft euch genau im Rücken. Und wenn ihr euer Pulver zu früh verballert habt, dann fallt ihr vom Pferd“, sagt der erfahrene Mountainbiker. Und tatsächlich: Der Weg hat es in sich. Anfangs bietet der dichte Blätterwald Schutz vor der Sonne, doch jenseits der Baumgrenze brennt der Fixstern erbarmungslos vom Himmel. Der Trail wird zudem steil und steiler, das schwarze Asphaltband windet sich mit einer Steigung von bis zu 25 Prozent zur Felsformation der Kampenwand hinauf. „Wer hier schwächelt, bekommt bei dem Anblick schnell einen psychischen Knacks“, ruft mir Michi warnend zu. Ich kralle mich am Lenker fest, während mir in der Mittagshitze von der Gori-Alm, einer beliebten Berghütte, der verführerische Duft von Kaiserschmarrn und Apfelstrudel entgegenweht. Und dann sind da noch die vielen verlockenden „Bankerl“: Liebevoll gestaltete Sitzgelegenheiten mit lustigen Namen. Das „Lausdirndl-Bankerl“ etwa hat Ilse Aigner gestiftet, die Präsidentin des bayerischen Landtags. Das berühmte Bankerldorf wurde vom Aschauer Tourismuschef Herbert Reiter ersonnen und ist nun schon seit bald zehn Jahren ein eingetragenes Markenzeichen. Die Idee hat der Gemeinde am Fuß der Kampen wand zahlreiche touristische Preise und damit eine Menge Aufsehen verschafft. Offiziell wurde ihr eine Urkunde zum Weltrekord für die „größte Sitzbankdichte an einem Ort (pro m2)“ durch das Rekord-Institut für Deutschland (RID) verliehen. An dem zwei Kilometer langen ausgebauten Höhenweg animieren zehn Entschleunigungsstationen zum Innehalten und Krafttanken. Hier können Ruhesuchende mit einem alten Ofenrohr ins Gebirge blicken, auf einer hölzernen Hängematte meditieren, die Kuhglocke schlagen oder in der Bibel lesen. Die kultige Stätte ist fester Bestandteil der Ortsgemeinschaft und wird ständig weiterentwickelt, um die Pflege des Wegs kümmern sich etliche Ehrenamtliche.

Selbstverständlich würde ich zwischendrin gerne mal auf dem „Wohlfühl-Bankerl“ oder dem „Love Seat“ Platz nehmen, um meinen Puls abzusenken und einen Blick in die wunderbaren Weiten des Chiemgaus zu werfen. Aber der gnadenlose Michi lässt mich ja nicht. Er will der Gruppe noch mehr bieten, hier in der vom Föhn verwöhnten Alpenregion. Das bayerische Wetterphänomen sorgt jährlich für bis zu 30 Prozent mehr Sonnentage im Vergleich zum Rest der Republik. Somit stehen die Chancen günstig, den Chiemgau lichtdurchflutet zu erleben. Und Bikern beschert er trockene Trails und eine prima Fernsicht. Von der Kampenwand aus reicht der Blick nach Süden weit in den Alpenhauptkamm hinein, der Wilde Kaiser scheint zum Greifen nah, und auch die Hohen Tauern in der Ferne faszinieren den Betrachter. Nach Norden erscheint der Chiemgau, diese grandiose Kulturlandschaft in Südost-Oberbayern, in sattem Grün. Gekrönt wird die Aussicht vom Chiemsee, dem bayerischen Meer, der wie ein überdimensionaler Saphir die Ebene dominiert. Zu Füßen der Kampenwand liegt Aschau. Wer sich der Gemeinde nähert, dem wird das prächtige Schloss Hohenaschau, heute in staatlichem Besitz, sofort ins Auge stechen. Schon Leopold Mozart machte gern im

Chiemgau Halt – des süffigen Bieres wegen. Währenddessen komponierte sein Sohn ein paar Stücke für das nahe Kloster Seeon, wo heute noch die „Mozart-Orgel“ steht. Diese Kombination aus Braukunst und Hochkultur, kulinarischem und kulturellem Genuss macht den Reiz des Chiemgaus aus.

Nur eine knappe Stunde Fahrzeit von München entfernt, bietet die 1668 Meter hohe Kampenwand urige Hütten und sommers wie winters erstklassige

Touren für alle Outdoorsportler. Radfahrer belohnt sie mit großartigen Panoramarouten, Mountainbikern beschert sie schweißtreibende Trails mit flotten Abfahrten. Der Chiemsee ist nur wenige Kilometer entfernt – darum sollte die Badehose unbedingt mit ins Gepäck. Die Sonnenalm, ein renommiertes Traditionsgasthaus direkt unter dem Gipfel, verfügt zudem über komfortable Übernachtungsmöglichkeiten mit Traumblick auf den See und den Alpenhauptkamm. „Die meisten Touren kannst du optimal kombinieren“, erklärt mir der Aschauer Michi. „Wenn du von Rottau über die Vorderalm und die Maureralm auf den Forststraßen und breiten Waldwegen einigermaßen gleichmäßig unterwegs bist, bleibt dir noch genug Luft, um das gewaltige Panorama zu genießen.“ Und er hat für seine Gäste auch noch eine Menge anderer Tipps auf Lager: „Runter kannst du auf den Trails über die Lindlalm und das Wirtshaus Adersberg ordentlich Gas geben.“ Richtig wild, fährt Michi fort, werde es beim Downhill vom Münchner Haus. „Dort startet in der Nähe der Bergstation ein hammerharter Singletrail. Der ist gespickt mit Felsen und führt hinunter zur Hofbauernalm. Den schaffen aber nur echte Cracks, die anderen müssen ihr Bike gelegentlich tragen.“ Wer ganz nach oben wolle, müsse sich schon ein bisserl plagen, fügt er hinzu. Michi kennt sich eben aus.

Letztlich enden alle Trails vor jenem aufregenden Gipfelmassiv, dem der Ingolstädter Mathematiker und Kartograf Philipp Apian im ausklingenden Mittelalter, genauer gesagt im Jahre 1560, den Namen „Campen“, verliehen hat. Hier ist auch für die besten Mountainbiker Schluss. Fortan muss man mit der Hand an den Felsen greifen, um den Klettersteig zu meistern. Er führt mitten durch die bis zu 33 Meter hohen Wände der sogenannten Kaisersäle, eine schluchtartigen Gesteinsformation. Schwindelfreiheit ist hier Voraussetzung. Dass die Kampenwand eine Diva ist, die nicht jeden an sich heranlässt, besingt schon der Volksmund frohsinnig: „Wann i mit meina Wampn kannt, na gangat i auf d’Kampenwand“ (auf Hochdeutsch: Wenn ich nur könnte mit meinem dicken Bauch, ginge ich auf die Kampenwand). Eine 1957 gebaute Seilbahn macht den Ausflug auf den Berg komfortabler, mit ihr kommen unzählige Besucher zu den höher gelegenen Almwirtschaften. Die meisten pilgern auf dem gut zwei Kilometer langen Panoramaweg direkt unterhalb des Felswalls zur Steinlingalm, die zwischen riesigen Felsbrocken auf einer majestätischen Anhöhe unterhalb des Gipfelmassivs thront. Dort spiegeln sich dann – am besten bei einer deftigen Brotzeit – die Zacken der Kampenwand auf dem Maßkrug, und die Welt ist für die meisten Wanderer in Ordnung, mögen sie auch das Gipfelkreuz nicht erreicht haben.

Der Kaiserschmarrn lässt das Versäumnis leicht vergessen. Von Michi, ein absoluter Kenner der Wirtshäuser, kommt der Tipp: Erst den klassischen Kaiserschmarrn mit Apfelmus auf der Gori-Alm probieren und anschließend die extravagante Art mit exotischen

Früchten und Eis auf der Sonnenalm. Die Riesenportionen geben den Gipfelstürmern auf jeden Fall Kraft für die steilen Passagen.

So mancher Hüttenwirt hat noch bis in die neunziger Jahre die Bergradler ziemlich skeptisch beäugt. Doch die Zeiten des Missfallens sind längst vorbei, heute gibt es auf der Steinlingalm jeden Donnerstag einen Biker-Stammtisch. Das Duell Wanderer gegen Radler hat sich für die Einheimischen ohnehin fast schon von selbst erledigt: Kundige Biker kommen entweder frühmorgens, oder sie bleiben bis nach fünf Uhr nachmittags. Spätestens dann transportiert die Gondel die letzten Wanderer hinunter ins Tal.

Gar nicht so selten ist zu beobachten, dass am Abend noch Räder am Weidezaun lehnen, und für die Wirtsleute geht das Geschäft munter weiter. Dutzende Biker sitzen dann beim Techtalk im Biergarten zusammen und rauschen erst zu später Stunde wieder hinunter nach Aschau. Die Vorsichtigen mit der Stirnlampe.

Fazit des Autors Norbert Eisele-Hein:

„Hart, aber herrlich. Die satten Rampen auf die Kampenwand fordern Druck auf dem Pedal, entlohnen aber mit umwerfenden Tiefblicken und urigen Bergalmen.“

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