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Fahrrad „to go“

Platzsparend passen sie in jede Ecke, und in der Bahn fahren sie kostenlos als Gepäckstück mit. Wir haben die aktuelle Faltrad-Vielfalt getestet – vom leichtesten Faltrad der Welt bis zum vollausgestatteten Tourer.

Text & Fotos: Ingo Effing

Man könnte meinen, das Faltrad sei ein Ausdruck unserer modernen Zeit, in der Ballungsgebiete unter stetigem Bevölkerungszuwachs „nachverdichtet“ werden müssen. Eine Zeit, in der Platzmangel herrscht, der Mensch aber mobil sein muss, morgens das kleine Faltrad vom Schrank der Mietwohnung zieht und die Treppe runter zur S-Bahn hastet.

Weit gefehlt: Die Faltrad-Geschichte beginnt vor über 140 Jahren auf der britischen Insel. William Grout entwickelte 1878 ein teilbares Hochrad, dass in einem Koffer transportiert werden konnte. Im zweiten Weltkrieg sprangen Fallschirmjäger mit Falträdern aus dem Flieger, um auf feindlichem Gebiet schnell aus der Landezone zu radeln.

Die Idee des Faltrads ist bis heute die gleiche: Das praktische Fortbewegungsmittel Fahrrad soll klein gemacht und transportiert werden. Im Wohnwagen, auf der Jacht, in der Bahn, im Kofferraum, in die Dachgeschosswohnung… Die Einsatzbereiche sind ebenso vielfältig wie die Falträder selbst. Die Spannbreite in unserem Testfeld reicht vom ultraleichten Pendel-Spezialisten bis zu vollausgestatteten, tourentauglichen Modellen. Welches Faltrad das Richtige ist, hängt stark vom Einsatzbereich ab.

Faltrad-Eigenheiten

Grundsätzlich gibt es bei Falträdern ein paar Eigenheiten zu beachten. Gelenke im Rahmen oder der Lenksäule sind theoretisch erst einmal Schwachstellen. Durch Schrauben oder Hebel werden die beweglichen Teile geklemmt und fest verbunden. Im Test gab es hier nichts zu beanstanden, auch wenn sich die Mechanismen deutlich unterscheiden. Von der einfachen, aber effektiven Schraub-Klemme am Brompton und Vello, bis hin zum Hightech-Hebel am Tern oder der Birdy-Lenksäule. Ein Stabilitätsproblem konnte an keinem Faltrad ausgemacht werden.

Zweites unverkennbares Faltradmerkmal ist die lange Lenksäule. Der Lenker wird meist ohne Vorbau direkt auf die Säule montiert. Zieht man am Lenker, etwa weil die Straße ansteigt und kraftvoller in die Pedale getreten wird, gibt die Lenksäule mehr oder weniger stark nach. In den meisten Fällen ist das unproblematisch, biegt sich die Säule allerdings zu stark, fühlt sich die Lenkung schwammig und unpräzise an. Im Testfeld gibt nur die Lenksäule am Hummingbird gefühlt etwas zu deutlich nach und macht einen weichen Eindruck. An einem ultraleichten Kurzstreckenspezialisten ist das aber zu tolerieren. Auch Säule und Lenker am Brompton geben spürbar nach, das Fahrgefühl wird dadurch aber nicht wesentlich beeinträchtigt.

Fahrverhalten

Entscheidend geprägt wird das Fahrverhalten kompakter Falträder durch die Größe der Laufräder und den Radstand. Je kleiner die Räder, desto wendiger verhält sich das Fahrrad auf der Straße. Ein langer Radstand bringt wiederum Ruhe in den Lauf. Die kleinsten Räder im Test mit einem Durchmesser von 16 Zoll rollen am Hummingbird und dem Brompton. Letzteres stellt die Räder aber relativ weit auseinander, was dem agilen Briten wiederum eine gewisse Laufruhe einhaucht. Ebenfalls von der Insel stammt das Strida mit dem kürzesten Radstand im Testfeld. Ganze 16 Zentimeter kürzer als das lange Vello ist man mit dem A-förmigen Strida äußerst wendig unterwegs.

Ob langer oder kurzer Radstand, 16- oder 20-Zoll-Laufräder: Im Vergleich mit herkömmlichen Fahrrädern sind Falträder grundsätzlich von agiler Natur. Ebenso typisch ist eine direkte Lenkung und ein eher kompakter, aufrechter Sitz.

Was muss dran sein?

Wie das Faltrad der Wahl ausgestattet sein muss hängt natürlich vom Einsatz ab. Ein Riemenantrieb in Kombination mit einer Naben- oder Tretlagerschaltung ist eine saubere Sache, da wartungsarm und schmierstofffrei. Beim Falten und Tragen braucht man hier keine Rücksicht auf eine ölverschmierte Kette oder ein empfindliches Schaltwerk zu nehmen. Die Anschaffungskosten sind allerdings höher und die Nabe bringt mehr auf die Waage als eine Kettenschaltung. Berufspendler sollten auf eine brauchbare Dynamo-Beleuchtung achten, ständig Batterien zu wechseln oder einen Akku zu laden ist auf Dauer lästig.

Zwischen den teils hervorragenden Scheibenbremsen und einigen schwachen V-Brakes lagen im Test Welten. Eher schlecht verzögerte die V-Brakes am B-twin, aber auch die Seitenzugbremse am Hummingbird ließ zu wünschen übrig. Felgenbremsen greifen, im Gegensatz zu Scheibenbremsen, außen am Rad. Das Rad an sich wird im Grunde zur Bremsscheibe. An kleinen Laufrädern haben Felgenbremsen einen kürzeren Hebel und greifen daher vergleichsweise schlecht. Die meisten V-Brakes im Test und auch die Seitenzugbremse am Brompton verzögern aber gut und stoppen zuverlässig. Auf die Vorteile von Schutzblechen bei Regenwetter, muss wohl nicht mehr eingegangen werden, Tourenfahrer profitieren von Flaschenhalter und Gepäckträger.

Wie auch immer das faltbare Fahrrad eingesetzt wird, die quirligen Falter machen einfach Spaß und sind weit mehr als ein zweckmäßiges Fortbewegungsmittel.

Die Testergebnisse lesen Sie in RADtouren 5/2019.

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