15 Tage / 1496,24km / Fahrtzeit: 84:18 / 32578 kcal / 11172 Höhenmeter
Nachdem wir uns von den Strapazen des Dalton Highway in Fairbanks erholt hatten, ging es mit neuem Dämpfer und neuer Motivation weiter zum Alaska Highway. Der Alaska Highway zieht sich von Dawson Creek, Nordwest-Territorium 2237km lang nach Delta Junction, Alaska ca. 160km süd-östlich von Fairbanks. Eine durchgehend geteerte Straße erwartete uns
Zuerst mussten wir aber von Fairbanks nach Delta Junction über den Richardson Highway, der recht gut befahren war und daher mit dem Fahrrad eher nicht so schön zu fahren. Dafür war es aber flach, das hatten wir ja seit Deadhorse nicht mehr! Auf dem Weg nach Delta wurde es mal eben weihnachtlich in North Pole. Hier steht sogar ein Santa Clause Haus mit einer immensen Statue von Santa. Ziemlich verrückt. Hinter Delta Junction begann dann der Alaska Highway. Zuerst ging es kilometerlang flach gerade aus. Der Verkehr nahm mit der Zeit auch langsam ab und die geliebten Berge und Anstiege wurden hinter Tok dafür wieder mehr. In Tok gönnten wir uns ein Motel, da es seit zwei Tagen geregnet hatte und alles pitschnass war. Das sollte nicht der letzte Regen gewesen sein! Nach fünf Tagen erreichten wir die Grenze zu Kanada und überquerten sie in Beaver Creek, Yukon.
In Beaver Creek verließ uns das sonnige Wetter dann für einige Zeit und ohne die Sonne wurde es dort ziemlich schnell kalt. Was uns auf dem Alaska Highway aber weit mehr zu schaffen machte, war der ständige Gegenwind. Insgesamt hatten wir an den meisten Tagen heftigen Gegenwind, wir können uns an zwei Tage mit Rückenwind oder ohne Wind erinnern. Eine Herausforderung für Kondition, Nerven und manchmal auch für die Beziehung. Die andere Herausforderung für die Motivation: eine Landschaft, die sich 1500km lang nicht verändert! Meist fuhren wir über hügelige, mit Wald bewachsene Landschaften.
Die Hauptstadt von Yukon, Whitehorse erreichten wir am 10. Tag. Wir fuhren von Haines Junction die 160km nach Whitehorse komplett durch und erreichten Whitehorse erst im Dunkeln. Einer der beiden Tage mit Rückenwind machte es möglich.
Auf dem Weg von Haines Junction nach Whitehorse, endlich die erste und lang ersehnte Begegnung mit einem Bären! Ein entgegenkommender Autofahrer warnte uns 2km vorher vor einem Grizzly, der direkt an der Straße steht. Schnell die Kameras bereit gemacht, Bärenspray gezückt und entsichert und los ging es. Nach kurzer Zeit schon entdeckten wir den Bären auf unserer Straßenseite, fleißig am Beeren fressen. Wir hielten an und wechselten die Straßenseite, um mehr Abstand zu bekommen, den Bären immer aus den Augenwinkeln beobachtend. Schnell hatte der Bär auch uns entdeckt, schaute zu uns rüber und stellte sich auf seine Hinterpfoten, um besser sehen zu können. Uns stockte der Atem, wie groß er dabei wirkte! Schnell fand er aber die Beeren wieder weitaus interessanter als uns. Da der Rückenwind zwischenzeitlich in Gegenwind umgeschwenkt hatte, mussten wir irgendwie an dem Bären vorbei. Im Ernstfall hätte unser Bärenspray sonst wohl mehr an uns selber gewirkt als an dem Bären. Wir entschieden uns auf zwei Autos zu warten, die wir in der Ferne entdeckten. Sie hielten direkt neben dem Bären und somit zwischen uns und dem Grizzly. Das verschaffte uns ein bisschen Sicherheit und wir fuhren vorbei. Weiter vorne hielten wir dann an um Fotos zu machen. Entgegen allen Befürchtungen, interessierten die Menschen und Autos den Bären überhaupt nicht, er fraß ganz friedlich vor sich hin. Nicht ein einziges Zeichen von Aggressivität konnten wir ausmachen. Irgendwann überquerte er einfach die Straße und verschwand im Wald. Ein unglaubliches Erlebnis!
In Whitehorse gönnten wir uns nach diesem ereignisreichen Tag eine Pause. Wir schlenderten durch die Stadt, besuchten das Museum und tranken in einem urigen Restaurant namens „Gold Rush“ ein Bier. Das älteste Haus in Whitehorse ist übrigens um 1900 erbaut und steht heute noch.
Weiter ging es dann zur letzten Etappe auf dem Alaska Highway, nach Watson Lake. Watson Lake erreichten wir nach weiteren fünf Tagen Fahrt in der gewohnten Landschaft. Wir übernachteten kurz vor Watson Lake auf einem Campingplatz, an dem wir wieder mal nach 160km im Dunkeln ankamen. Dort lud uns ein Pärchen aus Saskatchewan auf ein Gläschen Wein ein und wir konnten bei ihnen unser Zelt aufbauen. Diese Nacht war wieder wolkenlos und noch nie hatten wir so viele Sterne gesehen!
In Watson Lake selbst ist die größte Attraktion der „Sign Post Forest“, ein Schilderpark mit Ortsschildern und Kennzeichen aus aller Welt. 1942 hatte hier der U.S. Army G.I. Carl K. Lindley beim Bau des Alaska Highway vor lauter Heimweh ein Schild mit der Entfernung zu seiner Heimatstadt auf gehangen und es in Richtung Heimat zeigen lassen. Leute aus aller Welt mache es ihm seither nach und so hängen hier mittlerweile über 72.000 Schilder. Wie originale Ortsschilder wie z.B. von München oder Aachen dorthin kommen und an welchem Ortseingang diese jetzt wohl fehlen!?
Nun warten der Steward-Cassiar Highway und British Columbia auf uns. Wir sind gespannt, was wir hiervon berichten können!
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