Rotor hat ein System leichter Tretkurbeln entwickelt, das zu fast jedem Tretlagerstandard passt und mit ovalen Kettenblättern das Pedalieren effizenter machen soll – wir konnten den Ergo-Antrieb Probefahren.
Ovale Kettenblätter sind nichts Neues. Mancher Trekkingradler wird sich noch an das Shimano Bio-Pace-System erinnern. Es sollte helfen, den Totpunkt bei senkrechter Stellung des Pedals zu überwinden. Es setzte sich aber nie durch. Rotor ist ein spanischer Hersteller, der sich auf die Anpassung des Fahrrad-Antriebs auf die menschliche Biomechanik spezialisiert hat. Dabei gelangten die Spanier ebenfalls zu einem ovalen Kettenblatt als optimaler Form. Ihre wissenschaftlichen Studien, die auf der Webseite zu lesen sind, dokumentieren: Der überwiegende Teil der Radfahrer bringt die meiste Kraft im zweiten Viertel des Tretzyklus auf, genauer ab etwa der Vier-Uhr-Stellung der Kurbel. Um die Kraft dort besser auszunutzen, beginnt die lange Seite des Kettenblatt-Ovals an diesem Punkt – ein Unterschied zu Shimano. Der Hintergrund: Der größere Durchmesser soll einer größeren Übersetzung entsprechen. Entsprechend soll an den weniger ergonomischen Abschnitten des Tretzyklus auch weniger Kraft gefordert sein, der Totpunkt wird schneller überwunden. Weil sich die Stelle der höchsten Tretkraft je nach Sitzposition und Fahrertyp unterscheidet, kann der Winkel der Kurbel zur langen Seite des Ovals zudem leicht nach vorne oder hinten verschoben werden – ein weiterer Unterschied zum alten Shimano-System.
Einige Rennrad-Profiteams und erfolgreiche Triathleten setzen das Rotor-System aus Überzeugung ein. In 2014 hat Rotor mit der Rex eine neue Mountainbike-Kurbel für 1-, 2-, und 3-fach-Systeme auf den Markt gebracht. Laut Rotor wiegt das Einstiegsmodell, die 3.3 Kurbel, inklusive Achse dabei rund 557 Gramm. Damit zählt sie zu den Leichtgewichten am Markt – zum Vergleich: Eine Shimano XT-Kurbel mit gleichen Kettenblattgrößen wiegt inklusive Innenlager laut Hersteller rund 850 Gramm. Für das Innenlager sind 60 bis 100 Gramm eine gute Gewichtsannahme. Die Rotor Rex-Kurbel besteht aus CNC-bearbeiteten und eloxiertem Aluminium; die Oberfläche machte einen wertigen, haltbaren Eindruck.
Wir konnten die Rotor Rex-Kurbel im Gebirge testen. Gefahren haben wir die günstigste 3-fach-Version 3.3 mit Q-Rings, wie Rotor die ovalen Kettenblätter nennt. Eine Eingewöhnungszeit, wie sie manche Testfahrer dem System attestieren, benötigten wir nicht. Das Pedalieren fühlte sich genauso flüssig an wie mit runden Kettenblättern. Da lange, harte Beanspruchungen auf dem Fahrrad (oder lange Kinofilme) beim Testfahrer meistens zu leichten Schmerzen im linken Knie führen (Diagnose: Patellaspitzen-Syndrom), erhoffte sich der Tester von dem effizienterem Tretzyklus Linderung. Tatsächlich fühlte sich das Knie am Ende der MTB-Tour mit rund 1.000 Höhenmetern Aufstieg besser als gewohnt an. Wobei solche Schwankungen auch das Ergebnis von Temperatur-Unterschieden sein können; wärmere Temperaturen sind in der Regel besser für das Knie beim Radfahren, weil dann das windausgesetzte Körperteil besser durchblutet wird. Immerhin: die Richtung stimmt, und die Logik des Systems auch. Nichts wesentliches zu beanstanden gab es auch beim Schaltverhalten. Es liegt zwar nicht auf dem Niveau sortenreiner Shimano-Mittelklasse-MTB-Systeme, die unserer Meinung nach den Maßstab setzen, kann aber mit allen anderen Systemen am Markt locker mithalten.
Rotor Rex 3.3, UVP ca. 259 Euro: MTB-Kurbel mit ovalen Kettenblättern (Q-Rings). Größen: 170, 172,5, 175 mm; Gewicht: 557 g (Herst.-Angabe); gefahrene Kettenblätter: 44-32-22; Achsstandard: 24 mm; Besonderheiten: Q-Rings in fast allen Zähnezahlen und Lochkreisdurchmessern erhältlich, Achs-Standard durch Rotor-Innenlager mit allen Rahmen-Aufnahmen kompatibel.
PLUS
für alle aktuellen Kurbeln und Innenlager-Standards nachrüstbar
überzeugende Verarbeitung
MINUS
etwas geringere Schaltqualität als bei Shimano Original-Blättern
Nachrüstkosten
individuelle Einstellung erfordert etwas Zeit und (geringe) Schrauberkenntnisse