0,00 €

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

0,00 €

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

25 Jahre Flyer

Wer in der Schweiz von einem E-Bike sprach, der sagte lange Zeit einfach „Flyer“. Die E-Bike-Marke aus dem Kanton Bern gilt als Pionier des elektrifizierten Fahrrads – und das weit über die Grenzen des Alpenlandes hinaus. Ein Blick auf 25 Jahre Flyer.

Text: Katharina Garus/pd-f
 

Die Wirtschaft war 2009 von der Finanzkrise gebeutelt. An Elektromobilität, ob mit Fahrrad oder Auto, dachte noch kaum jemand. Im beschaulichen Luzerner   überraschte allerdings ein Mann die komplette Fahrrad- und Mobilitätsbranche: Kurt Schär, damaliger CEO der Biketec AG, prognostizierte einen Marktanteil an Elektrorädern von 30 Prozent. Und zwar in den nächsten zehn Jahren. Damals noch belächelt, weiß man heute: Er hatte Recht! Und Flyer, die Marke der Biketec AG, war dabei ein prägender und wesentlicher Akteur der Entwicklung.

Ein Scheibenwischermotor für das Rad

Dabei war Schär gar nicht der Ideengeber. Den Ur-Flyer entwarf 1993 Philippe Kohlbrenner. Seine Vision: Flitzen ohne Schwitzen. Weil er die 300 Höhenmeter seines Arbeitswegs möglichst entspannt erklimmen wollte, baute er einen Scheibenwischermotor und eine Autobatterie an ein konventionelles Fahrrad. Das sorgte für den nötigen Extraschub. Die damaligen Komponenten wie Motor, Akku und auch die Elektronik sind mit heutigen E-Bikes natürlich nicht vergleichbar. Beim Anschalten des Antriebs habe es beispielsweise immer einen starken Ruck gegeben. Um nicht vom Rad zu fallen, drehte der Tüftler kurzerhand den Rennlenker um und hielt sich an den nach oben ragenden Griffen fest. Die Fahrt ähnelte also eher dem Ritt auf einem wilden Tier, was dem Ur-Flyer den Namen „Roter Büffel“ einbrachte. 1995 gründete Kohlbrenner zusammen mit Reto Böhlen und Christian Häuselmann die Firma BKTech und stellte auf Messen in der Schweiz die ersten Elektrofahrräder vor. Doch die Zeit war noch nicht reif, nach fünf Jahren stand die BKTech vor dem Aus.

Motiviert von einer Probefahrt, übernahm Kurt Schär 2000 die Geschäftsleitung der BKTech. Überzeugt vom Produkt, entwickelte er gemeinsam mit Hans Furrer die C‑Serie, einen klassischen Tiefeinsteiger. Mit Panasonic kam ein starker und bekannter Name als Antriebspartner dazu. Von vielen als „Großmuttervelo“ verspottet, brachte die C‑Serie die neue Elektromobilität auf den Punkt: klassisches Design und Komfort statt Extravaganz. „Für uns war klar: Wir wollen nicht primär eine Firma sein mit einem sexy Produkt, das überall in die Medien kommt, aber niemand kauft. Wir wollen ein Produkt haben, das Kundenbedürfnisse erfüllt“, fasst Schär heute zusammen. Er, Furrer und zwei weitere Investoren gründeten aus dem Nachlass von BKTech die Biketec AG.

Mit Hartnäckigkeit zum Erfolg

Die C‑Serie schlug richtig ein – gerade bei Frauen. Sie waren (anders als viele Männer) nicht zu eitel, eine Tretunterstützung zu akzeptieren. Das Unternehmen entwickelte sich nun rasant. Jahr für Jahr verzeichnete die AG Zuwachsraten von über 100 Prozent. Der anfänglichen Abneigung der Endverbraucher gegenüber den Rädern begegnete man mit Witz und Überzeugungsarbeit. So gehörten kleine Schokoladen-Täfelchen zur Grundausstattung, passend zum Werbeslogan „Schokoladenseite des Radfahrens“. Die Argumente zeigten Wirkung: Das Start-up wandelte sich zum Premiumhersteller, der dabei allerdings die Hemdsärmeligkeit eines Jungunternehmens behielt.

Darüber hinaus entwickelten Schär und sein Team immer neue Produkte. Faltrad, Tandem oder Trekkingräder wurden elektrifiziert und sollten immer neue Zielgruppen ansprechen. Auch ein S‑Pedelec unter Flyer-Namen rollte nach Deutschland und ab 2006 entwickelte das Flyer-Team erste E‑Hardtails. Für Hans Furrer ein Highlight: Mountainbike-Ikone Gary Fisher begutachtete den Prototypen auf der Eurobike. Das erste Serien-Fully, die „X‑Serie“, kommt schließlich 2010 auf den Markt.

Ab 2013 wurde die strategische Ausrichtung erneuert. Eigenentwicklungen waren ein wichtiger Punkt, um sich als Pionier und Premiumhersteller von der wachsenden Zahl an Mitbewerbern abzusetzen. Durch das Festhalten an „Made in Switzerland“ blieb man sich als Qualitätsmarke treu. Um bessere Einkaufskonditionen zu erzielen und wettbewerbsfähig zu bleiben, wurde 2017 die Übernahme durch die deutsche Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) eingeleitet. Zudem konnte sich der Pionier aus der Schweiz so Zugang zu dem großen Händlernetz der ZEG mit zirka 1000 Fachhändlern in Europa sichern und neue Absatzmärkte erschließen, blieb dabei aber ein eigenständiges Unternehmen.

Anfang 2019 wurde dann auch formal aus der Biketec AG die Flyer AG. Der eigentliche Markenname war da schon längst zum Synonym für das Unternehmen geworden. Für die Zukunft scheint der E‑Bike-Pionier aktuell gut gewappnet. „Bei Flyer haben wir immer an den Erfolg des E‑Bikes geglaubt. Jetzt ist er erreicht, aber wir ruhen uns nicht auf unserer Leistung aus“, sagt Andreas Kessler, der heutige CEO. Die Corona-Krise lässt zwar die Jubiläumsfeierlichkeiten zum Vierteljahrhundert Flyer platzen, aber die Nachfrage ist nicht davon betroffen. Feiern könne man schließlich auch später, so Kessler.

Vorschläge

Fahrbericht: 5 Pedelecs mit tiefem Einstieg

Kettler Traveller E Auch Kettler setzt 2012 auf den Bosch Motor. In der tourenorientierten Pedelec-Baureihe...

Tipps für die E-Bike-Akkupflege im Winter

Folgende Tipps gibt der Kölner Shop Eco-Mobility seinen Kunden für die Akkupflege eines E-Bikes...

Weltumrundung mit dem E-Bike und Ökostrom

Götz und Anastasia Burggraf sind globalcycle.org. Sie planen eine Weltumrundung mit dem Fahrrad. Aber...

Praxistest: Hercules Edison Pedelec mit Shimano Steps-Antrieb

Nur zwei Anbieter in Deutschland bauen schon den neuen Shimano Steps-Pedelec-Antrieb in ihre Fahrräder...

E-Bike-Reise Rur­ufer­rad­weg – GPS-Daten und Informationen zur Reise

Auf nur knapp 150 Kilometern fährt unser Autor Andreas Worm auf dem E-Bike durch...

E-Bike-Reichweite berechnen: Bosch hilft

Ein neuer Reichweitenrechner von Bosch im Internet ermittelt, wie weit man mit dem eigenen...


Anzeige