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Über Stock und Stein: E-Bikes im Gelände

Würde man eine Gruppe Fahrrad-Laien ein E-Bike zeichnen lassen, käme vermutlich das heraus, was landläufig unter einem typischen Hollandrad bekannt ist. Also ein Straßenfahrrad mit aufrechter Sitzgeometrie, großem Gepäckträger und überhaupt ziemlich gut für sämtliche Asphaltrouten geeignet. Nicht ganz falsch: Ein großer Teil der deutschlandweit verkauften E-Bikes wird auch tatsächlich nur auf der Straße oder bestenfalls auf Feldwegen bewegt. Gleiches gilt in den meisten Fällen natürlich auch für Tourenräder. All diese Bikes müssen nicht gefedert sein, um komfortabel auf ausgebauten Strecken fahren zu können. Ebenso muss der Motor nicht sonderlich viel Power bringen, er muss den Fahrer ja nur an Steigungen helfen. Und das wiederum führt auch zur Robustheit: Ein E-Bike, das sein Leben lang nur auf Touren im erschlossenen Gelände bewegt wird, kann viel leichter und mit Teilen aus der Massenproduktion gebaut werden.

Geländefahrten stellen eine viel größere Belastung für Bauteile dar, deshalb sind E-Mountainbikes auch wesentlich robuster konstruiert. Foto: tpsdave(c)pixabay.com.
Geländefahrten stellen eine viel größere Belastung für Bauteile dar, deshalb sind E-Mountainbikes auch wesentlich robuster konstruiert. Foto: tpsdave(c)pixabay.com.

Was aber, wenn dem Besitzer die Straße zu langweilig ist? Wenn er mit dem E-Bike lieber erst über einen schlammigen Waldweg einen Berggipfel erklimmen und auf der anderen Seite mit richtig viel Speed über einen schmalen, von Baumwurzeln überzogenen Fußpfad wieder hinabfahren will? Dann sind herkömmliche E-Bikes nicht nur von der Bauweise, sondern auch den elektronischen Komponenten vollkommen ungeeignet. Bis vor kurzem war auch die Akzeptanz der Mountainbike-Szene für E-Bikes noch gering: Die österreichische Zeitung „Der Standard“ titelte gar noch 2015 spöttisch: „Teurer Spaß für Faule“. Da waren die Journalisten allerdings dem Trend bereits meilenweit hinterher, denn die Akzeptanz hat sich seit über zwei Jahren grundlegend geändert. Nicht nur viele Geländefahrer wollen beim Aufstieg in den Genuss des elektrischen Helferleins kommen, auch die Hersteller haben mittlerweile viel dafür getan, das E-Mountainbike aus der Ecke des unsportlichen Cheaters zu holen. Grund genug, im Folgenden einen Blick darauf werfen, worin sich ein E-Mountainbike eigentlich vom normalen Stadtflitzer unterscheidet.

Erfordernisse

Stöße, Sprünge, harte Landungen, hohe Geschwindigkeiten, unebenes Gelände: Ein Mountainbike muss generell sehr viel höhere Belastungen aushalten können als eines, das für Fahrten in der Stadt reserviert ist. Und gleiches lässt sich eins zu eins auch auf das E-Mountainbike und seinen Verwandten, das E-Pedelec übertragen, denn Elektrofahrrad ist nicht gleich Elektrofahrrad – den primären Unterschied zwischen den vorhandenen Bauformen erklärt die Seite fahrrad.de. Das Problem bei den Bike-Typen: Unterschiedliche Anforderungen bedingen auch unterschiedliche Materialien, Motorleistungen usw.

  • ein Mountainbike benötigt einen tiefen Schwerpunkt
  • die Belastungen einer Geländefahrt sind ungleich höher
  • die vergleichsweise hohe Anzahl der Gänge soll nicht eingeschränkt werden
  • Geländefahrten reduzieren die Reichweite teilweise erheblich

Der tiefe Schwerpunkt wird zwingend benötigt, um das Fahrrad maximal beherrschbar zu machen. Damit scheiden fast automatisch Hinter- und Vorderradantriebe aus: Erstgenannter, weil er das Bike aufgrund seines Gewichts viel zu hecklastig machen würde und Zweitgenannter, weil sich das Gewicht des vorneliegenden Motors nicht nur negativ auf die Lenkbarkeit auswirken würde, sondern weil ein angetriebenes Vorderrad im Gelände aufgrund der Gewichtsverteilung geringer belastet wird und somit schneller durchdreht.
Bleibt also nur der Mittelmotor übrig, der hat den gewaltigen Vorteil, dass seine Lage ziemlich genau in der Mitte des Bikes nicht nur eine neutrale Gewichtsverteilung und eine damit einhergehende Fahrweise ermöglicht, sondern auch noch mehr:

  • Beide Räder bleiben für den Pannenfall, der im Gelände häufig vorkommt, frei zugänglich.
  • Abgesehen vom Tretlager kann grundsätzlich alles andere „Mountainbike-spezifische“ Zubehör verbaut werden.
  • Gefederte Rahmen und Gabeln sind problemlos möglich.
  • Die Kraftübertragung erfolgt direkt auf die Kette.
  • Kompakte Bauweise und damit größere Robustheit bei gleichem Gewicht.

Geht es über Stock und Stein, ist der Mittelmotor meist die beste Wahl. Foto: Ben_Kerckx(c)pixabay.com.
Geht es über Stock und Stein, ist der Mittelmotor meist die beste Wahl. Foto: Ben_Kerckx(c)pixabay.com.

Nachteil des Mittelmotors beim Mountainbike: Dadurch, dass der Antriebsstrang in der Nabe sitzt, ist vorne bauartbedingt nur ein Kettenblatt möglich – wo herkömmliche MTBs derer drei verbaut haben, um Gangzahlen von 24 und mehr zu realisieren. Das bedeutet wiederum, dass sich die Gangzahl auf zirka ein Drittel reduziert. Um hier gegenzusteuern und den Bikes zumindest eine zweistellige Menge an anwählbaren Gängen mit auf den Weg zu geben, erhöhen viele E-Bike-Hersteller die Größe der Zahnkränze am Hinterrad. Das allerdings kann sich negativ auf das Fahrverhalten auswirken, weil die ungefederten Massen etwas größer werden. Gleichzeitig können auch oft keine normalen Ritzel mehr zum Einsatz kommen, weil dann die Übersetzungsverhältnisse zum vorderen Kettenblatt am Antriebsstrang nicht mehr stimmen würden.

Robust & wasserdicht

Allerdings ist dies in der Tat der einzige echte Nachteil von E-MTBs. Was nicht bedeutet, dass die Hersteller es deshalb leicht beim Adaptieren von E-Bike-Technik auf Mountainbikes hätten: Grundsätzlich müssen die Teile zunächst wesentlich mehr aushalten. Das bedeutet, die Motoren und die gesamte Elektrik müssen besser abgekapselt und vor Stößen und Nässe geschützt werden: Ein E-Mountainbike muss eben notfalls auch mal durch einen Bachlauf geschoben werden können, ohne dass es Schaden nimmt. Gleichzeitig müssen auch die Kontakte der Verkabelung so verbaut werden, dass sie sich auch nach dem tausendsten Sprung nicht lösen. Daher sind besonders hochwertige Steckverbindungen und Lötstellen vonnöten. Und nicht zuletzt müssen auch die Akkus all diesen Tortouren ebenso gut standhalten – und dann sollte der gesamte Antriebsstrang auch noch leicht sein, damit das Mountainbike ohne Motorunterstützung nicht zum lahmen Geschoss wird. Und auch der Akku benötigt mehr Power: Erstens, weil die Motoren von E-Mountainbikes meist mehr Leistung liefern und zweitens, weil eine Tour über Stock und Stein oft mehr Strom verbraucht – das wiederum schlägt sich auf die Reichweite nieder.

Fazit

E-Bikes fürs Gelände sind eine Spezies für sich. Allerdings existiert mittlerweile auch in der Szene sehr viel Interesse, sodass sich die Hersteller immer stärker den ganz spezifischen Anforderungen dieser Fahrradgattung widmen können. Schon heute lassen sich hochwertige E-Mountainbikes mit der gleichen Agilität über Stock und Stein bewegen, wie ihre unmotorisierten Cousins. Das beste jedoch: Die Entwicklung geht nach wie vor ungebremst weiter. Das wird sich nicht nur auf die Preise schon heute verfügbarer Technik niederschlagen, sondern auch dafür sorgen, dass die E-MTBs von Morgen noch leichter und agiler werden.

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